Hildegards Grippepulver mit Rosengeranie oder alternativ mit Stinkendem Storchschnabel

by wildemoehre

Im Spätsommer habe ich euch in einem Blogbeitrag  die Pelargonien und ihre Wirkungsweise bereits ein wenig vorgestellt. Der Blogbeitrag enthhielt u.a. die Anleitung für ein “Seelenschmeichler-Duftkissen” mit ausgleichender Wirkung, an dem ich selber gerne schnuppere und das bei mir in Wohn- und Schlafzimmer bereit liegt. Da die Pelargonien Exoten sind, die aus Südafrika stammen, muss man sie entweder drinnen überwintern beziehungsweise über den Winter Stecklinge auf der Fensterbank oder im Gewächshaus ziehen. Ich hatte euch gezeigt, wie ich die Stecklinge für den Winter vorbereite. Bevor ich dies tat, habe ich an warmen Sommertagen fleißig Kraut (Blätter) geerntet und einige davon in meinem Kräutertrockner getrocknet, um sie später weiterverarbeiten zu können. Zum Beispiel zu diesem wundervollen Pelargonie-Mischpulver, das Hildegard von Bingen zur Stärkung bei Erkältungen empfahl.

Rosengeranie (Pelargonium graveolens)

Kräuterpulver sollten am besten in dunklen Gläsern, zum Beispiel Braun- oder Blauglas aufbewahrt werden, damit sie nicht so schnell ausrauchen und die Wirkstoffe lange erhalten bleiben. Licht ist Gift für alle Wirkstoffe.

Umckaloabo - schon einmal davon gehört?

Wie bereits erwähnt, kommen die hübschen Blümlein aus Südafrike. Es gibt zahlreiche Arten mit ebenso zahlreichen Düften, wie zum Beispiel, Zitrone, Ingwer, Apfel, Rose oder Weihrauch. In Südafrika wird die Wurzel der Kapland-Pelargonie  (Pelargonium sidoides) als Mittel gegen Bronchitis und Magen- und Darmerkrankungen mit Durchfall verwendet. Inzwischen gibt es auch bei uns Präparate aus der Kapland-Pelargonienwurzel gegen Erkältungen zu kaufen. Sie werden unter dem Namen “Umckaloabo” vertrieben. Die Wurzeln enthalten vor allem:

  • Cumarine
  • Umckalin
  • phenolische Verbindungen
  • Gerbstoffe 
  • ätherische Öle
Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides) mit tiefvioletten Blüten und heilkräftiger Wurzel und Blättern.

Rosengeranie, Muskat & Bertram - ein starkes Trio!

Doch es müssen nicht unbedingt die Wurzeln sein, auch die Blätter der Pelargonium sidoides enthalten die Wirkstoffe und sind stark genug, um sich daraus einen Hustentee aufzubrühen. Und auch die intensiv rosig duftende Rosengeranie (Pelargonium graveolens), welche einer meiner Lieblinge im Garten ist, haben eine gute Wirkkraft und so verarbeite ich sie gerne zu allerlei Produkten. Neben der stimmungsaufhellenden, entspannenden und ausgleichenden Wirkung auf psychischer Ebene, wirkt sie auf körperlicher Ebene u.a. antibakteriell und entzündungshemmend. Zusammen mit Bertram und Muskat im Pulver kombiniert, ist die Rosengeranie eine gute Unterstützung bei Erkältungen und grippalen Infekten. Die Muskatnuss  ist der getrocknete Same der Frucht des Muskatbaums (Myristica fragrans). Ursprünglich ist der Muskatnussbaum auf der indonesischen Molukken-Inselgruppe heimisch. Heute wird er auch anderswo kultiviert, zum Beispiel im tropischen Asien, in Südamerika oder in Afrika und muss zu uns importiert werden. Wir kennen die Muskatnuss eher als Gewürz mit einem leicht pfeffrigen Aroma und verwenden dieses u.a. gerne zur Verfeinerung von Kartoffelgerichten. Dabei wird die Muskatnuss wegen ihrer Intensität sehr sparsam verwendet. Bei Erkältungen und Grippe hilft die Muskatnuss durch ihre antimikrobielle, auswurffördernde und krampflösende Wirkung.  Mit anderen Worten geht sie gegen Bakterien und Viren vor, löst zähen Schleim und wirkt angenehm entspannend, wenn sich die Atemmuskulatur durch das viele Husten verkrampft oder mit dem grippalen Infekt Magen- und Darmbeschwerden einher gehen. Der Bertram (Anacyclus pyrethrum) ist eines der ganz typischen Hildegardgewürze. Die Pflanze, ein Korbblütler mit Blüten, die denen der Kamille ähneln, gedeihen auch gut in den Gärten unserer Breitengrade. Das Gewürz wird aus der Bertramwurzel gewonnen, welche hierfür getrocknet und pulverisiert wird. In Reformhäusern und Bioläden gibt es das Bertramgewürz auch zu kaufen. Bertram hilft im Erkältungs- und Grippepulver durch seine entzündungshemmende, antibakterielle, schleimlösende und immunstimulierende Wirkung. Als Bittergewürz stärkt Bertram auch die Verdauung. 

Stinkender Storchschnabel (Geranium robertianum) (Geranium
Stinkender Storchschnabel (Geranium robertianum) - auch als Ruprechtskraut bezeichnet

Welche Pflanze kam tatsächlich in Hildegards Pelargonien-Pulver?

Darüber herrscht ein wenig Unklarheit und Uneinigkeit. Bei Hildegard ist von “Pelargonium anglicum” die Rede, gemeint ist wohl ein Storchschnabel, der im Deutschen früher auch “Kranichschnabel” (griechisch géranos” = Kranich) genannt wurde. Dies ist auf die Frucht zurück zu führen, die wie ein Schnabel ausschaut. Storchschnäbel gehören allerdings botanisch gesehen der Gattung “Geranium” an.

Oft wird jetzt, vielleicht wegen dieser Verwechslung, Pelargonipulver mit Pelargonium angeboten, da die in Südafrika heimischen Pflanzen aber zu Hildegards Zeiten noch nicht in Europa bekannt waren und die Storchschnäbel bei uns heimisch sind, waren wohl eher diese Bestandteil ihres Pulvers. So wird oft der Blutrote Storchschnabel (Geranium sanguineum) aber auch der Stinkende Storchschnabel (Geranium robertianum) angeführt. Ich mache das Pulver trotzdem gerne mit Rosengeranie, da ich sie im Garten habe, ich ihren Duft sehr mag und sie ebenfalls eine antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung hat. Man kann das Pulver aber auch mit dem Stinkenden Storchschnabel herstellen, dem eine sehr gute Wirkung zugeschrieben wird und eines unserer heimischen Wildkräuter ist.

Stinkender Storchschnabel (Geranium robertianum)
Wahrscheinlich kam ein Storchschnabel (Geranium) in Hildegards Pulver. In dem Rezept kann der Stinkende Storchschnabel (Geranium robertianum) genauso verwendet werden.
Bei Halsweh und Husten wird das Pulver in mit Honig gesüßtem warmen Wein, wie Glühwein getrunken.

Verwendung des Pulvers

Das Pelargonipulver kann ganz leicht mittels der drei Zutaten selbst hergestellt werden. Bereits wenn man spürt, dass eine Erkältung im Anflug ist bzw. wenn man unter Schüttelfrost, Halsweh oder Heiserkeit leidet, kann das Pulver in Wein mit Honig gelöst und einmal täglich eine Tasse wie Glühwein getrunken werden. Bei Schnupfen kann man sich ein kleines Riechfläschchen oder -tiegelchen mit dem Pulver befüllen und den Duft mit der Nase einziehen. Das hilft beim Durchatmen und es kann sich die desinfizierende Kraft der Zutaten entfalten. Darüber hinaus ist das Pulver als Duft eingeatmet ein kleiner Stimmungsaufheller. Bei Magen- und Darmbeschwerden und Blähungen, die auch manchmal mit grippalen Infekten einhergehen sowie bei Erkältungs- oder Föhn-Kopfschmerzen, kann das Pulver direkt von der Hand abgeleckt oder aufs Brot gestreut und gegessen werden. Hildegard von Bingen empfahl darüber hinaus bei Husten, das Pulver in kleine Pfannküchlein einzubacken und diese regelmäßig vor den Mahlzeiten zu sich zu nehmen.

Rezept: Pelargoni-Erkältungs-Mischpulver

Pelargonie-Mischpulver nach Hildegard von Bingen – stärkt das Immunsytem und hilft bei Erkältungen

Kräuterpulver sind eine feine Sache, einfach und schnell zubereitet und unkompliziert anwendbar. Das Pelargonie-Mischpulver nach Hildegard von Bingen ist vielseitig bei Erkältungen und zu deren Vorbeugung einsetzbar  […]

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Zutaten

  • 20 g getrocknete und pulverisierte Rosengeranienblätter oder alternativ Stinkender Storchschnabel
  • 10 g getrocknete und pulverisierte Bertramwurzel
  • 10 g pulverisierte Muskatnuss

Und so geht’s

Zutaten gleichmäßig miteinander vermischen und in Braun-, Blau- oder Grünglas abfüllen.  

TIPPS ZUR TROCKNUNG UND ZUBEREITUNG

ROSENGERANIENBLÄTTER TROCKNEN UND PULVERISIEREN

Die Rosengeranienblätter nach einigen trockenen und warmen Tagen ernten und sogleich an einem luftigen und trockenen Ort zum Trocknen auslegen. Ich habe zum Trocknen einen leichten Baumwollstoff über Holzrahmen gespannt. Wichtig ist, dass von unten Luft zirkulieren kann und die Trocknung nicht im Sonnenlicht stattfindet. Die Blätter sind trocken, wenn sie rascheln. Sie können dann in Aromaschutzbeuteln oder Aromaschutzdosen aufbewahrt werden. Pulverisiert werden können die Blätter im Hochleistungsmixer (z.B. Vitamix – WERBUNG UNBEZAHLT & UNBEAUFTRAGT) oder durch Verreibung in einem Steinmörser.  

BERTRAMWURZEL TROCKNEN UND PULVERISIEREN

Die Bertramwurzel im zeitigen Herbst des zweiten Jahres ausgraben und unter fließendem Wasser kurz mit einer kleinen Bürste, z.B. einer Zahnbürste reinigen. Die Wurzel mit einem Leinentuch abtrocknen und mit einem scharfen Messer in dünne Scheiben schneiden. Die Scheiben mit einer Nadel auf einen Faden aufziehen und zum Trocknen an einem luftigen und trockenen Ort aufhängen. Nicht im direkten Sonnenlicht trocknen! Die getrockneten Wurzelscheiben können dann am besten im Hochleistungsmixer pulverisiert werden. Wer keinen Bertram im Garten hat oder wem das Procedere zu aufwendig ist, kann Bertram auch als Pulver kaufen, z.B. bei Sonnentor (WERBUNG UNBEZAHLT & UNBEAUFTRAGT).  

MUSKATNUSS

Die Muskatnuss kann man als Ganzes kaufen und dann mit einer Küchenreibe pulverisieren. Da dies bei dieser Menge aufwendig ist, bevorzuge ich es, die Muskatnuss bereits pulverisiert (gemahlen) zu kaufen, z.B. bei Sonnentor  (WERBUNG UNBEZAHLT & UNBEAUFTRAGT).  

ZUBEREITUNG PELARGONIEN-WEIN:

1 TL Pelargonie-Mischpulver und 1 TL Honig in ein Glas heißen Bio-Wein geben, gut verrühren und wie einen Glühwein trinken.  

ZUBEREITUNG PELARGONIE-PFANNKÜCHLEIN:

Aus 1 TL Pelargonie-Mischpulver, 75 g Mehl, 125 ml Milch, 1 Ei, 1 EL Honig und 1 Prise Salz einen Pfannkuchenteig zubereiten. Kleine Küchlein formen und in Butterschmalz ausbacken.  

ZUR VORBEUGUNG

In der Grippezeit täglich zwei bis drei Messerspitzen des Pulvers zur Vorbeugung in die Mahlzeiten einarbeiten, z.B. auf das Butterbrot, über Salat oder Suppe streuen.

Kurz notiert

Nicht überdosieren. Muskatnuss ist in hoher Dosierung giftig. Nicht für Kinder, Schwangere und Stillende. Muskatnuss nicht bei Grunderkrankungen wie Epilepsie und Herz-Kreislauferkrankungen. Bei der Einnahme von Medikamenten und der Veranlagung zu psychischen Erkrankungen ist Vorsicht geboten.

Ich bin ein richtiger Fan von Kräuterpulvern, da man sie leicht zubereiten kann und die Anwendung der Pulver einfach ist und schnell geht. Ein weiteres Plus ist, dass man sie ganz wunderbar in der Handtasche mitnehmen und überall, ob im Büro, auf Reisen oder wo immer man sich gerade aufhält, unkompliziert anwenden kann. Wenn euch das Thema Kräuterpulver interessiert, möchtet ihr vielleicht auch gerne folgende Blogbeiträge lesen:

Heidelbergers 7 Kräuter Stern -Bitterpulver für eine starke Gesundheit

Wildes Wurzel-Tischgewürz: Bitter, scharf, aromatisch, mild! Stärkt die Verdauungsorgane ganz nebenbei

Also ihr Lieben, bleibt schön gesund! Alles Liebe!

Eure Wilde Möhre

Disclaimer! Wenn man selber Wildpflanzen sammelt und diese nutzt, muss man in der Lage sein, die Pflanze zu hundert Prozent sicher zu erkennen. Bei Unsicherheit ist von der Nutzung unbedingt abzusehen! Die auf dieser Seite zur Verfügung gestellten Informationen sind sorgfältig zusammengetragen und recherchiert. Dennoch übernimmt der Anbieter dieser Webseite keine Gewähr für die Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit der bereitgestellten Seiten und Inhalte. Die vorgestellten Hausmittel und Rezepturen ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Anwendung bei Babies, Kleinkindern, Kindern, Schwangeren und Menschen mit Bluthochdruck sollte in jedem Fall unter ärztlicher Begleitung bzw. nur mit vorheriger Abklärung durch einen Arzt erfolgen. Bei unklaren, schweren, akuten und anhaltenden Gesundheitsbeschwerden reichen Hausmittel nicht aus und es sollte ein Arzt konsultiert werden. Das Nachmachen der Rezepturen und die Anwendung der Tipps geschieht auf eigene Verantwortung.

Zuletzt geändert am 30.06.2021

Fotos: ©Silja Parke

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5 comments

Theresia Göllner 7. Juni 2020 - 09:57

Liebe Silja!

Dein Blog ist einfach spitze!💕

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wildemoehre 13. Juni 2020 - 10:40

Hallo liebe Theresia, schön dich hier in meinem Blog anzutreffen und ganz, ganz lieben Dank für dein positives Feedback. Das freut mich wirklich sehr!

Reply
Gabriele 28. Juni 2021 - 20:25

Die von dir, für das Pelargonienmischpulver verwendete Pelargonie wurde nicht von Hildegard genutzt. Die Gattung stammt durchgehend aus Afrika und wurde erst im 18. Jhd erstmals beschrieben. 700 Jahre zu spät für Hildegard. 😉

Hildegard verwendete für ihr Mischpulver den stinkenden Storchenschnabel, Geranium robertianum. Dieser ist eine europäische traditionelle Heilpflanze, die das Immunssystem anregt und gleichzeitig antimikrobiell wirkt. Ich erziele mit der Tinktur des Rubrechtskraut bessere Ergebnisse als mit dem Umkaloabo.

Alles Liebe Gabriele

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wildemoehre 30. Juni 2021 - 17:20

Liebe Gabriele, ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar. In eurem Fachverein seit ihr natürlich Expert*innen u.a. für die Hildegard-Medizin. Mir war der Sachverhalt bekannt. Trotzdem mache ich das Pulver gerne mit der Rosengeranie, sie hat ja auch eine Wirkung. Der Richtigkeit halber habe ich den Blogbeitrag nun aber ein wenig angepasst und werde die Sache mit dem Stinkenden Storchschnabel jetzt vielleicht einmal aufggreifen und das Pulver auch mit diesem Kraut ausprobieren. es wächst ja doch überall so schön vor unserer Haustüre. Ganz liebe Grüße von der Wilden Möhre Silja

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Pflanzliche Immunstärker 31. Januar 2023 - 18:08

[…] der Hildegard von Bingen gibt es in unterschiedlichster Zubereitungsformen. Beispielsweise das Pelargonien-Mischpulver das auf ein Butterbrot gestreut seine antiviralen und geschmackvolle Wirkung entfalten kann. Wer […]

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