Engelwurz-Erkältungssalbe – hilft beim Durchatmen, löst den Schleim und schont die Schnupfennase

by wildemoehre

Herbstzeit ist Wurzelzeit. Denn wenn sich oben die Blätter gelb und braun färben, ziehen mehrjährige Pflanzen ihre Kräfte in die Wurzeln ein und speichern in ihnen Reservestoffe. So auch unsere Engelwurz, eine alte und vielseitige Heilpflanze, die früher in keinem Kloster-oder Bauerngarten fehlen durfte. Und weil Herbstzeit auch Erkältungszeit ist, möchte ich euch die Engelwurz hier genauer vorstellen, denn aus ihrer Wurzel lässt sich sehr leicht eine ganz wunderbare Salbe herstellen, die Schnupfennasen hilft freier durchzuatmen und bei Husten eine Unterstützung zur Lösung festsitzenden Schleims ist. 

Typisch Wald-Engelwurz: Gewölbte Dolden

Weiße  Blütenstände der Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris) mit 20-40 stark gewölbten Döldchen. Einzelblüten ca. 2,5 mm. Die Wald-Engelwurz ist unsere heimische Schwester der Echten Engelwurz (Angelica archangelica)

Mächtige Heilpflanze der traditionellen europäischen Medizin

Die Engelwurz (Angelika archangelica) gehört zu den wichtigsten Heilpflanzen der traditionellen europäischen Medizin, denn sie hat ein sehr umfangreiches Wirkungsspektrum. Im Mittelalter war sie ein bedeutsames Mittel gegen die Pest. Hildegard von Bingen empfahl den Saft der Engelwurz bei Zahnschmerzen auf den Zahn und bei Ohrenschmerzen ins Ohr zu tropfen. Bei dem schweizer “Kräuterpfarrer” Künzle wird die Engelwurz als Antidot gegen giftige Pflanzen und jedes eingenommene Gift erwähnt. In der Volksheilkunde war sie vor allem eine Heilpflanze gegen Husten und Magenleiden. Dies sind nur einige Beispiele.  Heutzutge schreiben wir der Engelwurz die folgenden Wirkungen zu:

  • positive Wirkung auf Verdauung, blähungswidrig, appetitanregend, magenstärkend
  • stärkende Wirkung auf Leber und Bauchspiecheldrüse
  • nierenfunktionsanregend, harntreibend
  • kreislaufanregend
  • herzstärkend
  • spannungs- und angstlösend bei Sorgen, Problemen und Stress
  • Förderung der Nervenstärke und Stärkung bei aufgebrauchten Energiereserven
  • leicht schweißtreibend
  • schleimlösend, auswurffördernd
  • antiseptisch, antidotisch

Inhaltsstoffe u.a.:

  • Ätherische Öle
  • Gerbstoffe
  • Bitterstoffe

Zubereitungen u.a.

Schnell wird klar, warum die Engelwurz bereits seit hunderten von Jahren eine so geschätzte Pflanze ist.  Gelegentlich wird sie auch als “Ingwerwurzel Europas” bezeichnet. Die Legende sagt, sie habe ihre Kräfte durch die Segnung eines Erzengels erhalten. Die Echte Engelwurz (Angelica Archangelica) ist in Nord- und Osteuropa sowie in Sibirien, im Himalaya, im südlichen Grönland und in Nordamerika daheim. Bei uns kommt sie als Wildpflanze eher nicht vor. Wir finden aber recht häufig ihre Schwester, die Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris), welche zwar eine schwächere Wirkung als die Echte Engelwurz haben soll, aber in unserer heimischen Volksheilkunde genauso genutzt wird.

Wald-Engelwurz erkennen...

Links: Gerillter, hohler Stängel der Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris) – oft rötlich – mit bauchig aufgetriebener Blattscheide. Direkt unter der Blattscheide ist oft sehr markant ein deutlich roter Ring zu erkennen, auf dem Bild leider nicht sichtbar. 

Rechts: Dunkelgrüne, 2-3-fach gefiederte Blätter der Wald-Engelwurz (Angelica Sylvestris)., mit eiförmigen bzw. ovalen, gezähnten, bis zu 10 cm langen Blättchen. Die Blätter werden ca. bis zu 60 cm lang.

Geflügelte Spaltfrüchte der Waldengelwurz (Angelica Sylvestris)

Waldengelwurz
Wurzel der Waldengelwurz (Angelica Sylvestris)

Standort & Sammelzeitpunkt

 Man  findet die Wald-Engelwurz in Auwäldern, feuchten Wäldern, auf nassen Wiesen und an halbschattigen Standorten mit feuchten, nährstoffreichen und kalkhaltigen Böden sowie an Ufern. Verwendet wird die Wurzel, welche im Frühjahr noch vor der Blüte oder im Herbst, wenn die oberirdischen Pflanzenteile welk werden, ausgegraben wird. Hergenommen werden Wurzeln von Engelwurz-Pflanzen im zweiten Jahr. Die Wurzeln werden mit lauwarmen Wasser abgespült, ggf. mit einer Bürste (Gemüsebürste/Zahnbürste) gereinigt, in Scheiben oder Stücke geschnitten und auf einem Tuch getrocknet. Für unsere Salbe können auch die frischen Wurzeln verwendet werden. Getrocknete Wurzeln sollen kühl, trocken, dunkel und luftdicht gelagert werden. Wem das Selbersammeln zu unsicher – denn die Engelwurz gehört zur Familie der Doldenblütler mit tödlich giftigen Vertretern – oder aufwendig ist, der kann die Echte Engelwurz auch in der Apotheke bekommen.  Da ich die etwas schwächere Wald-Engelwurz für meine Salbe verwendet habe, habe ich ihr zusätzlich noch einige Tropfen der Echten Engelwurz hinzugefügt. Die Salbe duftet herrlich und die ätherischen Öle können so beim nächsten Schnupfen ihre Wirkung tun.

Ätherisches Öl der Echten Engelwurz (Angelica archangelica) - eine kleine Kostbarkeit. 1 ml (ungefähr 30 Tropfen) kostet ca. 15 €

Rezept: Engelwurz-Erkältungssalbe

Engelwurz-Erkältungssalbe

Herbstzeit ist Wurzelzeit, aber auch Erkältungszeit. Der Schutzengel unter den Pflanzen hilft den Hustenschleim zu lösen und lindert die Atembeschwerden bei Schnupfen. Die wohltuende Erkältungssalbe ist ganz leicht selbst gemacht  […]

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Menge: ca. 100 ml

Zutaten

  • 2 EL frische oder getrocknete, gut zerkleinerte bzw. im Mixer pulverisierte Engelwurzwurzel
  • 100 ml Olivenöl oder ein anderes Öl, z.B. Sonnenblumenöl oder Mandelöl
  • 15 g Bienenwachs
  • 5 g Kakaobutter
  • optional bis zu 5 Tropfen ätherisches Engelwurzöl

Und so geht’s

  • Engelwurzwurzeln im Wasserbad sanft, bei nicht mehr als 65 Grad für eine halbe Stunde ausziehen. Das Öl abkühlen lassen und die Prozedur mindestens einmal wiederholen.
  • Das Öl durch ein Tuch oder einen Filter abseihen.
  • Im Wasserbad Bienenwachs und Kakaobutter hinzufügen.
  • Auf einem eiskalten Teller die Konsistenz überprüfen (wie Gelierprobe). Falls zu fest, etwas Öl hinzufügen, falls zu dünn, etwas Bienenwachs hinzufügen.
  • Wenn die Konsistenz stimmt die Salbe auf Handwärme kaltrühren, optional das ätherische Öl hinzufügen und die fertige Salbe mit einem Spatel in Tiegel abfüllen.

Kurz notiert

Haltbarkeit: 1 Jahr Die Erkältungssalbe ist ein fettiger Auszug der Engelwurz-Wirkstoffe, insbesondere ätherischer Öle. Sie löst den Schleim, wirkt auswurffördernd und beruhigend. Sie ist wohltuend bei einer verstopften Nase und erleichtert das Atmen und pflegt noch dazu die wunde Schnupfennase. Wenn man sofort mit dem Schmieren beginnt, kann man das “Wundwerden” der Nase oft sogar ganz verhindern. Engelwurzsalbe wird bei Husten und Bronchitis als Brustsalbe und im Rückenbereich aufgetragen. Bei Nasennebenhöhlenerkrankungen im Bereich der Nebenhöhlen, auf Stirn, Nasenwurzel, Nasenflügel, im Wangen- und im Kieferbereich. Wegen ihrer wärmenden und entkrampfenden Wirkung wird die Salbe auch bei Rheuma und Muskelerkrankungen eingesetzt, Äußerlich angewendet gilt Engelwurzöl auch während der Schwangerschaft und für Babies ab einem halben Jahr in geeigneter Dosierung als unbedenklich. Es ist auf eine hohe Verdünnung (unter 1,5 Prozent in Basisöl) zu achten. Bei Unsicherheit mit der Dosierung kann auch auf Präparate aus der Apotheke zurückgegriffen werden. Für eine Baby-/Kindersalbe darf der Duft für einen Erwachsenen gerade noch wahrnehmbar sein. Kinder haben einen viel sensibleren Geruchssinn. Wenn die Beschwerden sich nicht innerhalb weniger Stunden oder über Nacht verbessern oder man ein ungutes Gefühl hat, sollte insbesondere bei Babies und bei Kleinkindern ein Arzt oder Heilpraktiker aufgesucht werden. Mein TIPP: Die Salbe immer bei Bedarf in kleinen Mengen frisch zubereiten. Das geht gut mit getrockneten Kräutervorräten oder mit getrockneten Kräutern aus Apotheke oder Reformhaus.

 

Es freut mich, wenn ich euch in diesem Blogbeitrag eine meiner Lieblings-Wildpflanzen näher bringen konnte. Ich wünsche euch eine erkältungsfreie Herbtzeit, aber sollte es euch blöderweise doch einmal erwischen, denkt ihr vielleicht an den “Erkältungs-Schutzengel” unter den Pflanzen.

Alles Liebe!

Eure Wilde Möhre

ACHTUNG!!

Sollte man einmal den frischen Pflanzensaft auf die Haut bekommen, ist das Sonnenlicht zu meiden, aufgrund der enthaltenen Furanocumarine kann es zu verbrennungsähnlichen Hautausschlägen kommen.  Keine innerliche Einnahme für Schwangere und keine ätherischen Öle für Säuglinge.

Disclaimer! Wenn man selber Wildpflanzen sammelt und diese nutzt, muss man in der Lage sein, die Pflanze zu hundert Prozent sicher zu erkennen. Bei Unsicherheit ist von der Nutzung unbedingt abzusehen! Die auf dieser Seite zur Verfügung gestellten Informationen sind sorgfältig zusammengetragen und recherchiert. Dennoch übernimmt der Anbieter dieser Webseite keine Gewähr für die Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit der bereitgestellten Seiten und Inhalte. Die vorgestellten Hausmittel und Rezepturen ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Anwendung bei Babies, Kleinkindern, Kindern, Schwangeren und Menschen mit Bluthochdruck sollte in jedem Fall unter ärztlicher Begleitung bzw. nur mit vorheriger Abklärung durch einen Arzt erfolgen. Bei unklaren, schweren, akuten und anhaltenden Gesundheitsbeschwerden reichen Hausmittel nicht aus und es sollte ein Arzt konsultiert werden. Das Nachmachen der Rezepturen und die Anwendung der Tipps geschieht auf eigene Verantwortung.

Fotos: ©Silja Parke, ©Andreas Thomasser, ©Wilfred Bedek

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