Mit dem Mai beginnt ja jedes Jahr definitiv die “Draußenzeit” wieder. Garten, Terrassen und Balkone werden zu “grünen Wohnzimmern” und es zieht uns raus in die Natur. Die kulinarischen Freuden dürfen da auch nicht zu kurz kommen und so lieben wir “Outdoorfeste”, Garten- und Grillpartys und Picknick im Grünen. Da fragt man sich oft, was kredenze ich meinen Gästen oder was bringe ich mit für das Partybuffet, was packe ich ein für die Lunchtime im Freien, wenn ich mit der Familie oder Freunden einen Ausflug mache. Ich habe eine Idee für euch. Wie wäre es mit selbstgemachten Frischkäsebällen? Habt ihr schon einmal versucht, Frischkäse selbst herzustellen? Ich auch nicht, aber ich bin ziemlich begeistert, weil es so einfach ist und wirklich schnell geht. Alles, was ihr hierzu braucht, ist ein Liter Milch, eine Zitrone und ein paar Kräuter. Ich stelle euch heute meine Varianten mit Fichtenwipferln vor. Wenn ihr die nicht mögt oder die schöne Maienzeit, in der die schmackhaften Fichtentriebe gesammelt werden, vorbei ist, dann könnt ihr einfach auch andere Kräuter und Gewürze hernehmen, zum Beispiel Thymian, Basilikum oder Rosmarin aus eurem Garten oder vom Fensterbankerl.
Die Fichte kurz und knapp
Fichte (Picea abies)
Kieferngewächse (Pinaceae)
Weitere Namen im Volksmund u.a. „Maien“ (altes Wort für einen frisch ergrünten, kleinen Baum oder grüne Zweigbüschel), “Pechbaum”/”Harzbaum” („Picea“ ist eine Substantivierung des Adjektivs „piceus“, was so viel wie „pechhaltig“ bedeutet), “Taxen”/“Dachsbaum” (könnte evtl. von „Taxus“ = Eibe herrühren, da die Fichten eine ähnliche Erscheinung haben. Die Eiben sind jedoch sehr giftig), könnten aber evtl. von „Taxus“ = Eibe herrühren, da die Fichten eine ähnliche Erscheinung haben. Die Eiben sind jedoch sehr giftig. “Grannenholz”, “Gräne”, “Grämbaum” (aus dem Althochdeutschen von „greinen“, das bedeutet so viel wie weinen oder klagen – als schnellwüchsige und immergrüne Bäume stehen Fichten für den ewigen Kreis des Lebens, waren Symbol der Trauer und wurden oft auf Friedöfen gepflanzt oder die Zweige den Gräbern beigegeben).
Inhaltsstoffe
u.a.
- Vitamine, insbesondere viel Vitamin C
- Ätherische Öle (u.a. Bornylacetat, Limonen, Camphen, Pinen, Borneol)
- Terpene
- Gerbstoffe
Standort
Die Fichte ist in Nord- bis Mitteleuropa. verbreitet. Sie wächst in klimatisch gemäßigte Lagen, nicht zu trocken, bevorzugt in Höhen ab 800 bis 2.400 Meter. Unterhalb ist sie eher in Gärten, Parks oder Forstwäldern zu finden.
Sammeln
Triebe und junge Zapfen im Frühling, Nadeln und Harz jederzeit. Fichten stehen oft in Forsten. Hier ist der Besitzer um Erlaubnis zu fragen. Immer behutsam sammeln, nur so viel, wie benötigt wird, nur die Seitentriebe, nicht von einem, sondern von mehreren Bäumen nehmen, nicht von Babybäumen sammeln und bei diesen niemals die Baumkrone abrupfen.
ACHTUNG!! Verwechslungsgefahr
Lies hierzu meinen Blogbeitrag Fichte, Tanne & Eibe unterscheiden.
Wirkung
- antibakteriell
- aufrichtend, stimmungsaufhellend
- blutreinigend
- durchblutungsfördernd
- hustenstillend
- immunstärkend
- schleimlösend, schleimverdünnend
- entzündungshemmend
Zu verwendende Teile
Nadeln, Triebe, junge Zapfen, Harz
Verwendung u.a.
- Kulinarisch: Junge Fichtentriebe, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt – z.B. für Sirup, Pralinen, Aufstriche usw., junge Zapfen für Schnäpse, Liköre. Essigauszüge.
- Entzündliche Erkrankungen der Atemwege: U.a. als Hustensirup, Fichtennadeltee, Inhalation, Fichtennadelbad
- Rheumatische Beschwerden & Muskel- und Gelenksbeschwerden: U.a. Salben, Heilöle, Bäder, Franz-Branntwein. Verwendung von Nadeln, Trieben, Zapfen und Harz.
- Entspannung & Erholung: Als Duft entspannend, aufrichtend, stärkend, stimmungsaufhellend. Eine schöne Kombination ist Fichte mit Orange.
- Stärkung des Immunsystems: Fichtentriebe wegen ihres hohen Vitamin C Gehaltes, z.B. in der Ernährung, als Tee oder als Oxymel. In der Volksheilkunde gelten Fichtenwipferl auch als blutreinigend und werden daher bei Hauterkrankungen eingesetzt (z.B. Teekur und Bäder in Kombination)
- Wundbehandlung & Herausziehen von Splittern: Harzsalbe (Pechsalbe) wirkt antibakteriell, entzündungshemmend und fördert die Wundheilung. Aufgrund der erweichenden Eigenschaften werden Pechsalben auch als Zugsalben verwendet.
- Räuchern: Geräuchert wirkt die Fichte aufrichtend, desinfizierend, klärend und stärkend.
Frischkäseherstellung
Frischkäse wird durch Säuerung oder Dicklegung der Milch hergestellt. Hierzu wird in der Regel Lab verwendet. Während früher auch das Labkraut (Echtes Labkraut . Galium verum) verwendet wurde, daher hat es seinen Namen, ist heute tierisches Lab oder alternativ mikrobielles Lab gebräuchlich. Tierisches Lab wird aus einem Enzym aus dem Kälbermagen gewonnen, während mikrobielles Lab ist eine vegetarische Alternative für die Käseherstellung. Für die Herstellung von mikrobiellem Lab werden Schimmelpilzkulturen gezüchtet, durch deren Stoffwechsel ein Gerinnungsenzym anfällt, welches isoliert wird. Bei einer anderen Variante der mikrobiellen Lab-Herstellung werden Schimmelpilzkulturen Gene von Kälbern zugeführt, die für die Produktion des gerinnungsbildenden Enzyms verantwortlich sind. Pflanzliches Lab stammt von Pflanzen, die eiweißspaltende Eigenschaften haben, wie das oben genannte Labkraut oder die Große Brennnessel (Urtica dioica). Auch durch Säuern der Milch lässt sich das Eiweiß aus der Milch abspalten. Entweder werden hierfür Milchsäurebakterien oder eine Mischung aus Milchsäurebakterien und Lab der erhitzten Milch zugesetzt. Auch mit Zitronensaft geht das ganz einfach. Für die schnelle Küche ist das, denke ich, die leichteste Variante. Möchtest du die Dicklegung dennoch mal mit Kräutern ausprobieren, gibt es hier bei Abenteuer am Wegesrand ein interessantes Rezept.
Selbstgemachter Frischkäse kann mit allen möglichen Kräutern und Gewürzen verfeinert werden, so kann man ihn ganz nach seinem eigenen Geschmack gestalten. Die Molke muss man nicht weggießen, man kann sie verwenden.
Molke
Molke ist die grünlich-gelbe Flüssigkeit, die bei der Käseherstellung entsteht. Sie ist der flüssige Teil, der bei der Eiweißabspaltung übrig bleibt. Die Molke muss nicht als Abfallprodukt entsorgt werden, das wäre auch viel zu schade. Molke besteht zu etwa 94 Prozent aus Wasser und zu 4-5 Prozent aus Milchzucker, der Rest sind Milchsäurebakterien, hochwertiges Protein, Mineralstoffe wie Kalium und Kalzium und B-Vitamine. Molke ist im Gegensatz zur Milch kalorienarm. Aufgrund ihrer Eigenschaften wird Molke gerne für eine kalorienbewusste Ernährung, zur Stärkung des Verdauungsapparates sowie von Sportlern zur Unterstützung des Muskelaufbaus verwendet. Nur bei einer Laktoseintoleranz ist Vorsicht geboten, denn die Molke könnte nicht vertragen werden.
Rezept: Selbstgemachter Frischkäse mit Fichtenwipferln
Selbstgemachter Frischkäse mit Fichtenwipferln
wildemoehreMit dem Mai beginnt ja jedes Jahr definitiv die “Draußenzeit” wieder. Garten, Terrassen und Balkone werden zu “grünen Wohnzimmern” und es zieht uns raus in die Natur. Die kulinarischen Freuden dürfen da auch nicht zu kurz kommen und so lieben wir “Outdoorfeste”, Garten- und Grillpartys und Picknick im Grünen. Da fragt man sich oft, was kredenze ich meinen Gästen oder was bringe ich mit. Ich habe eine schöne Idee für euch […]
Rezept druckenZutaten
- 1 Liter Milch
- 4-5 EL Zitronensaft
Und so geht’s
Benötigte Utensilien:
1 Kochtopf
1 Kochlöffel
1 Schaumlöffel zum Abschöpfen des Frischkäses
1 Gefäß und feinmaschiges Sieb zum Abtropfen
1 Schale und 1 Gabel zum Vermengen von Frischkäse und Gewürzen
1 Flasche zum Abfüllen der Molke
Zusätzliche Zutaten für Variante 1:
1/2 TL Salz
125 ml Sahne
10 g frische Fichtentriebe, klein geschnitten
Abgeriebene Schale von 1/4 bis 1/2 Zitrone
1/2 TL frisch gemahlener Pfeffer
Zusätzliche Zutaten für Variante 2:
1/2 TL Salz
125 ml Sahne
10 g getrocknete Steinpilze im Mixer zerkleinert
5 g frische Fichtenwipferl, klein geschnitten
5 g frischen Rosmarin, klein geschnitten
2 getrocknete Tomaten, klein geschnitten
1/2 TL frisch gemahlener Pfeffer
Anleitung:
- Ein Liter Milch in einen Kochtopf füllen.
- Zunächst 3-4 EL Zitronensaft hinzufügen und unter Rühren erhitzen, nicht kochen.
- Die Milch beginnt jetzt auszuflocken. Immer weiter Rühren, bis sich das Milcheiweiß endgültig von der flüssigen Molke getrennt hat. Wenn der Prozess nicht in Gang kommt, einfach noch etwas Zitronensaft hinzufügen. Bei mir hat es zum Beispiel 5 EL gebraucht, bis es losging.
- Nun mit einer Schöpfkelle die “Käseflocken” abschöpfen und im vorbereiteten Sieb abtropfen lassen.
- Damit die Flüssigkeit gut abtropft, kann man durch Drücken noch etwas nachhelfen.
- Jetzt kann der Käse nach Gusto verfeinert werden
- Hierfür in eine Schüssel füllen, 1/2 TL Salz und 125 ml Sahne (für eine cremigere Konsistenz) hinzufügen. Mit einer Gabel vermengen.
- Jetzt noch bei Variante 1 Fichtenwipferl, Zitronenschale und Pfeffer oder bei Variante 2 Steinpilze, Fichtenwipferl, Rosmarin, getrocknete Tomaten und Pfeffer hinzufügen.
- Wer mag, kann aus der Masse jetzt noch Bällchen formen. Nun sind sie “essfertig” und kommen hübsch angerichtet sicher gut bei jeder Party und beim Picknick an.
- Die Molke könnt ihr übrigens durch ein Tuch abseihen, in eine Flasche abfüllen und im Kühlschrank aufbewahren. Die Molke kann pur oder mit Fruchtsaft vermischt getrunken werden. Sie ist auch eine schöne Zutat für Smoothies.
Kurz notiert
Um die Bällchen vor Austrocknung zu schützen, kann man sie in einem Schraubglas mit Speiseöl übergießen und so max. 2 Wochen aufbewahren.
Ihr Lieben, ich freue mich, wenn ich euch vielleicht eine neue Anregung liefern konnte. Ich sage euch, die Frischkäseherstellug macht echt Laune. Hätte ich gewusst, dass es so einfach geht, hätte ich es sicher schon viel eher gemacht und Ich werd’s sicher bald wieder tun. Das macht sicher auch mit Kindern viel Spaß, die werden staunen!
Alles Liebe!
Eure Wilde Möhre
Fotos: ©Silja Parke
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