In meinem letzten Blogpost habe ich euch jede Menge Infos über Bitterstoffe gegeben und die Wichtigkeit und Auswirkung von Bitterstoffen auf unsere Körperfunktionen und vor allem für eine gesunden Stoffwechsel und die Gesundheit unserer Verdauungsorgane erklärt. Damit haben Bitterstoffe eine große Auswirkung auf unsere gesamte Gesundheit, denn die fängt bekanntlich ja im Darm an. Bitterstoffe können zudem auf unser mentales Wohlbefinden Einfluss nehmen, die Nerven stärken und uns damit unterstützen, auch im stressigen Alltag widerstandsfähiger zu sein und diesen zu meistern. Natürlich gehört hierzu auch eine gesunde Lebenseinstellung und ich empfehle regelmäßige Naturaufenthalte, denn sie wirken wie ein Lebenselixier und schaffen Ausgleich auf allen Ebenen. Das Bitterpulver, welches ich euch heute vorstellen möchte, geht auf den deutschen Autodidakten und Pflanzen- und Naturheilkundigen Bertrand Heidelberger (1845-1925) zurück. Es besteht aus sieben Bitterkräutern und kann als Pulver und als Tee eingenommen oder sparsam dosiert als Gewürz genutzt werden. Es ist super praktisch, denn man kann sich das Pulver ganz leicht selber machen und ein kleines Fläschchen davon stets in der Tasche dabei haben. Auf diese Weise ist es bei Bedarf jederzeit einsatzbereit. Auch für eine Bitterkur ist das Pulver gut geeignet. Nach der Weihnachtszeit, wo meistens viel und gerne auch süß und fett gegessen wird, tut das ganz gut. Die Bitterstoffe helfen übrigens auch direkt bei der Verdauung von fetten Speisen. Stichwort “Beifuß” für Gänsebraten, das ist eines der besten und klassischten Beispiele.
Bertrand Heidelberger
Heidelbergers Leben und sein "Sieben Kräuter-Erbe"
1845 geboren, war Bertrand Heidelberger ein deutscher Pflanzen- und Naturheilkundler, der sich sein Wissen autodidaktisch aneignete. Bereits in seiner Jugend erkrankte Heidelberger schwer, er erlitt im Laufe seines Lebens mehrere Bruchleiden und als ihn 1905 der Graue Star an beiden Augen ereilte, ließ er sich operieren und erblindete daraufhin auf einem Auge. Alles in allem hat Heidelberger in seinem Leben nicht sehr positive Erfahrungen mit der Allgemeinmedizin gemacht. Dies war seine Motivation, selber naturheilkundliche Forschungen anzustellen. Viele seiner Erkenntnisse beruhen auf der Beobachtung seiner selbst sowie seiner Kinder und Mitmenschen. Über einen langen Zeitraum beobachtete er vor allem die Entstehung von Krankheiten, von der Jugend an. Heidelberger erreichte für die damalige Zeit ein stolzes Alter von über 80 Jahren. Als er in diesem hohen Alter davon ausgehen musste, dass die Todesstunde nicht mehr ewig auf sich warten lassen würde, beschloss er, sein Wissen nicht mit ins Grab zu nehmen, sondern als Testament “der Welt zur Verfügung” zu stellen. Dieses liegt als “Das Sieben-Kräuter-Erbe von Bertrand Heidelberger. Die Verschleimungsgefahr im Körper und ihre Lösung.” [Textergänzung: Günter A. Ulmer]. Ulmer Verlag, Tuningen 1999, ISBN 3-932346-08-4 vor und ist immer noch erhältlich.
Heidelbergers These der Verschleimungsgefahr und seine Lösung
Heidelberger sah den Grund für viele Erkrankungen in der Verschleimung. Zäher Schleim verunreinige nach seiner Ansicht bei der Aufnahme von Nahrung den Magen und die Nieren und ziehe nach und nach alle inneren Organe in Mitleidenschaft. Dann gehe der Schleim in das Blut über, dieses verliere dadurch die Wärme und die Blutzirkulation werde gestört. Als Schleim verstand Heidelberger, so wird vermutet, ein Ungleichgewicht an Körpersäften und Verdauungssäften. Heute wird auch oft über “Schlacken” gesprochen, was jedoch sehr umstritten ist, da ein gesundes Verdauungssystem überflüssige, unverträgliche und giftige Stoffe über die Entgiftungsorgane aus dem Körper ausscheidet. Heidelberger erkannte offenbar schon damals, dass ein erheblicher Anteil der Gesundheit von einer gesunden Verdauung und damit auch von einem gesunden Gleichgewicht der Körpersäfte abhängt. Auch erkannte Heidelberger schon damals, dass Bitterstoffe hierbei eine wichtige Rolle spielen und eine unterstützende und heilende Wirkung haben. Er entwickelte sein bekanntes Kräuterpulver, das auch als “Heidelbergers 7 Kräuter Stern” bezeichnet wird. Heidelberger nahm das Pulver regelmäßig ein und war überzeugt von seiner Wirkung. Auch heute wird der 7 Kräuterstern noch gerne als Bitterkräutermischung genutzt und kann ganz einfach zu Hause selbst hergestellt werden.
Heidelbergers 7 Bitterkräuter
Heidelberger verwendete für sein Pulver Pflanzen, die entweder reich an Bitterstoffen oder ätherischen Ölen bzw. eine Kombination aus beidem sind. Er verwendete viele wärmende Gewürze. Diese fördern die Durchblutung, wirken antibakteriell, antiviral, bringen Wärme in den Körper und stärken das Immunsystem und im allgemeinen die Gesunderhaltung. Durch Bitterstoffe wird die Produktion von Verdauungssekreten angeregt. Sie sind essentiell für gut funktionierende Verdauungsprozesse, sorgen dafür, dass Giftstoffe aus dem Körper abtransportiert werden können und schützen unseren Körper so vor schädigenden Einflüssen. Zudem nehmen sie auch einen regulierenden Einfluss auf unseren Blutzucker, hemmen den Heißhunger und fördern das natürliche Sättigungsgefühl. So kann man sogar ohne Gewichtszunahme durch die Weihnachts- und Winterzeit kommen. 😉 Die meisten der im Pulver enthaltenen Pflanzen sind übrigens auch klassische Hustenkräuter.
Anis
Pimpinella anisum
Wärmend, antiseptisch, pilzfeindlich, antibakteriell, stärkt Leber, Milz und Bauchspeicheldrüse, blähungstreibend, herzstärkend.
Bibernelle
Pimpinella saxifraga / Pimpinella major
Stärkt Leber und Milz und wirkt allgemein stärkend und entblähend.
Die Wurzel wird im Frühjahr von älteren Pflanzen gesammelt oder kann alternativ in der Apotheke oder im Kräuterfachgeschäft bezogen werden.
Fenchel
Foeniculum vulgare
Fördert die Bewegung der Magen- und Darmmuskulatur und ermöglicht somit eine reibungslose Verdauung, antimikrobiell, antioxidativ, krampflösend, entblähend, reinigt Gebär- und Harnorgane, wirkt stärkend und regulierend auf Leber, Milz und Nieren.
Kümmel
Carum carvi
Wärmend, krampflösend, entblähend, pilzfeindlich, verdauungsunterstützend, unterstützt die Fettverdauung nach schweren Speisen.
Schafgarbe
Achillea millefolium
Antimikrobiell, antibakteriell, pilzhemmend, entzündungshemmend, gallenflussbildend, regt die Nierentätigkeit an, harnflussanregend, gegen Lebergifte wirksam, entkrampfend.
Wacholder
Juniperus communis
Wärmend, regt die Nierentätigkeit an, wasser- und harntreibend, blutreinigend, wirkt reinigend auf Magen, Darm und Lunge.
Wermut
Artemisia absinthum
Verbessert die Magensäfte, wirkt magenstärkend, leitet die Magenwinde aus, wirkt verdauungsfördernd, erhöht die Lebertätigkeit, fördert den Stuhlgang und ist harntreibend.
Rezept: Heidelberger Bitterpulver
Eine gesunde Verdauung ist ein wichtiger Schlüssel zu Gesundheit, Nervenstärke und Wohlbefinden. Der deutsche Naturheilkundige Bertrand Heidelberger (1845-1925) hat uns nach seinem Tod sein “Sieben-Kräuter-Erbe” hinterlassen. Lest worum es dabei geht und wie ihr es ganz einfach nutzen könnt […] Alle Zutaten miteinander mischen und entweder im Mörser oder im Mixer fein pulverisieren. Einmal täglich eine Messer- bzw. Fingernagelspitze für 5-10 Minuten auf der Zunge zergehen lassen oder 1/4 bis 1/2 TL Pulver mit einer Tasse heißem Wasser aufgießen, 5 Minuten zugedeckt ziehen lassen, abseihen und schluckweise trinken. Die Bitterkräuter ungesüßt und am besten etwa 15 Minuten vor dem Essen einnehmen.
Zur vorbeugenden Bitterstoffversorgung reicht es dreimal wöchentlich Bitterstoffe einzunehmen. Für eine Bitterstoffkur, Einnahme nicht länger als 3 Wochen durchführen und dann mindestens 2 Wochen pausieren.
Das Bitterpulver ist nur für Erwachsene. Nicht in der Schwangerschaft, nicht bei Nierenproblemen anwenden. Wacholder könnte sich ungünstig auf hohen Bluthochdruck, niedrigen Blutdruck, bei Diabetikern auf den Blutzucker auswirken und bei Langzeiteinnahme oder Überdosierung die Nieren stark reizen, ggf. die Wacholderbeeren weglassen.
Zutaten
Und so geht’s
Kurz notiert
So ein Bitterpulver ist ganz easy hergestellt und genauso einfach angewendet. Regelmäßig verwendet kann es wirklich den Unterschied machen und einen wichtigen Beitrag für ein starkes Immunsystem, Nervenstärke und Wohlbefinden leisten – auch wenn’s in der Weihnachtszeit mal stressig wird und eine Schlemmerei der nächsten folgt. Ich bin gespannt auf Erfahrungsberichte, falls ihr es ausprobiert.
Alles Liebe!
Eure Wilde Möhre
Fotos: ©Silja Parke
Letzte Änderung: 20.01.2021