Der Herbst ist eine wundervolle Jahreszeit. Zwar wird es dunkler draußen, dafür bleibt jetzt aber wieder mehr Zeit für Gemütlichkeit und innere Einkehr. Das bunte Laub, dass von den Bäumen herableuchtet und die tollen Gemüse und Früchte, die uns diese Jahreszeit bietet, versöhnen mit kühleren Temperaturen und schwindendem Tageslicht. Nun gibt es endlich wieder knackige und saftige Äpfel und der Kürbis mit seiner schönen, orangen Farbe, ist ein wahrer Lichtbringer. Kein Wunder, dass er gerne als Laterne für Halloween verwendet wird! Aber auch eingemacht im Glas bringt er Farbe auf den Esstisch. Wärmende Gewürze wie Kardamom und Zimt runden das Ganze noch ab. In der feinen Konfitüre trifft Kürbis auf Apfel – eine herrliche Frühstücks-Nascherei und auch lecker als Chutney. Und weil ja gerade so richtige “Kürbis-Hochzeit” ist, werfe ich in meinem Blogpost auch einen kleinen Blick auf die Kulturgeschichte des Kürbisses und auf den Kürbis als Heilpflanze. Es lohnt sich!
Kürbis und Apfel: Eine feine Kombination
Kleine Kulturgeschichte des Kürbisses
Bereits vor 10.000 bis 12.000 Jahren kultiviert
Der Kürbis ist eines der ältesten Kulturgemüse. Die Urform unserer kultivierten Kürbisse (Cucurbita pepo L.) stammt aus Mittel- und Südamerika. Der Kürbis ist dort auch noch heute eine Pflanze von großer Bedeutung. Die ältesten Funde von domestizierten Kürbissen gehen ungefähr auf 12.000 Jahre zurück. Die ursprünglichen Wildformen besaßen bittere Früchte und so nimmt man an, dass vor der Domestizierung vor allem die nahrhaften und nicht bitteren Kerne gegessen wurden. Später wurde dann auch das Fruchtfleisch der milderen, kultivierten Kürbisse gegessen, von der indigenen Bevölkerung Amerikas wurde es beispielsweise in Streifen geschnitten und roh getrocknet, um es haltbar zu machen.
Viel mehr als nur Nahrung
Kürbisse wurden in ihrer Geschichte aber nicht nur als wichtigstes Nahrungsmittel, sondern auch als Aufbewahrungs- und Trinkgefäße, Musikinstrumente, Werkzeuge, Terrarien und sogar als Penisfutterale und als Schwimmbojen beim Fischfang genutzt! Angesichts dieser vielfältigen Verwendung verwundert es nicht, dass der Kürbis einigen Volksstämmen als heilige Pflanze galt. Zu uns nach Europa gelangten die ersten kultivierten Kürbisse schon bald nach der Entdeckung Amerikas durch die Seefahrer. Sie wurden zunächst an einigen Fürstenhöfen und in Klostergärten angebaut. Erstmals Erwähnung in der deutschsprachigen Literatur fand der Gartenkürbis 1543 im „New Kreuterbuch“ von Leonhart Fuchs. Aber auch schon der griechische Arzt Dioskurides, der im 1. Jahrhundert lebte sowie die Heilige Hildegard von Bingen, die im 11. und 12. Jahrhundert lebte, kannten Kürbisse. Allerdings handelte es sich hierbei um eine andere Art, nämlich den Flaschenkürbis (Lagenaria siceraria), der aus Afrika nach Europa kam und von Bedeutung als Nahrungs- und Heilpflanze war. Heute ist der Kürbis bei uns in Europa ein beliebtes Gemüse und wird vor allem als gebratenes, gebackenes oder gekochtes Gemüse verwendet. Darüber hinaus ist der Kürbis sehr gesund und verfügt neben dem sättigenden und nährenden Wert auch über eine heilende Wirkung. Im Jahr 2005 wurde der Gartenkürbis (Cucurbita pepo L.) zur Arzneipflanze des Jahres 2005 ernannt.
Interessant für Gärtner 🙂
Ursprünglich wurden Kürbisse in Mischkultur mit zwei weiteren wichtigen Nahrungspflanzen, nämlich Mais und Bohnen angebaut. Diese Kombination ergänzt sich gut, so bietet der Mais den kletternden Bohnen Halt und der Kürbis beschattet mit seinen ausladenden Ausläufern und großen Blättern den Boden und verhindert so die Wasserverdunstung. Solch bewährte Pflanzengesellschaften sollten wir uns als Gärtner abschauen und auch heutzutage zu Nutze machen. So können wir uns einiges an Arbeit und an Eingriffen ersparen.
Das "grüne Gold" der der Steiermark
Die österreichische Steiermark ist bis über die Grenzen bekannt und berühmt für ihr “grünes Gold”. Das tiefgrüne Kernöl wird aus den nicht verholzenden Samenschalen eines speziellen Mutanten (Steirischer Ölkürbis, Cucurbita pepo var. styriaca, auch als var. oleifera bezeichnet) gepresst. Die erste dokumentierte Erwähnung von “Kirbis Öell” stammt aus dem Jahr 1739. Im Jahr 1873 befahl die Regentin Maria Theresia aus dem Hause Habsburg, das Kernöl solle nicht als gewöhnliche Speise dienen, sondern in die Apotheken zur Erzeugung von Salben und Pflastern gehören. Das Fruchtfleisch des Kürbisses galt als wundheilend. Es wird auch noch heute volksheilkundlich als Salbe zur Wundheilung, bei brennenden Füßen, entzündeten Geschwüren und Krampfadern verwendet.
Kürbis als Heilpflanze
Cucurbita pepo L. ist eine traditionelle und anerkannte Heilpflanze für Blasen- und Prostata-Beschwerden sowie zu deren Vorbeugung und zur Stärkung der Blasenfunktion. Kerne und Kernöl werden bei schmerzhaftem Wasserlassen, häufiger Blasenentleerung, nächtlichem Harndrang, Blockaden der Harnwege, Restharnbildung und gutartiger Prostatavergrößerung verwendet. Das Kürbisfleisch enthält die Vitamine A,C,D und E sowie Magnesium, Kalium, Kalzium, Folsäure und Zink. Gerade jetzt im Herbst, wenn es draußen kalt und feucht ist, hilft der Kürbis Erkältungen vorzubeugen und eine Kürbissuppe wirkt wärmend, insbesondere, wenn man wärmende Gewürze, wie Ingwer, Chili oder Curry hinzufügt. Da der Kürbis sehr gut verträglich ist, spielt er auch als Schonkost eine wichtige Rolle – dann allerdings sparsam gewürzt – und ist gut für Kleinkinder und Kinder geeignet. Zudem wird dem Kürbis eine verdauungsfördernde, den Blutfettspiegel positiv beeinflussende und entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben. Er ist daher ein sehr geeignetes Nahrungsmittel für eine gesunde und heilsame Ernährung.
Wärmende Gewürze - ideale Zutat für die kalte Jahreszeit
Gewürze haben vielfältige Wirkungen, die von beruhigend, ausgleichend, durchblutungs- und verdauungsfördernd bis hin zu entblähend, antibakteriell usw. reichen. Viele Gewürze haben auch eine wärmende Wirkung und sind damit echte Schätze im Herbst und Winter. Zu den wärmenden Gewürzen gehören u.a. Ingwer, Kurkuma, Gewürznelken, Chili, Zimt, Muskat, Pfeffer und Kardamom. Bei der Verarbeitung von Obst und Gemüse zu Marmeladen und Konfitüren, darf man ruhig mit edlen Gewürzen verfeinern. Das erhöht nicht nur den Genuss-, sondern auch den Wohlfühlfaktor und macht die Nahrung zu etwas wirklich Wertvollem. Dazu gehört natürlich bewusst, mit Freude und Dankbarkeit zu essen und sich hierfür auch Zeit zu nehmen.
Rezept: Kürbis-Apfel-Konfitüre mit wärmenden Gewürzen
Lecker als Frühstücksaufstrich und als Chutney. Schmeckt auch herrlich zu Ziegenkäse.Kürbis-Apfel-Konfitüre mit wärmenden Gewürzen
wildemoehre
Jetzt im Herbst gibt es Kürbisse in Hülle und Fülle. Das schmackhafte Gemüse ist weitaus mehr als nur ein Nahrungsmittel und blickt auf eine interessante Kulturgeschichte zurück. Kombiniert mit wärmenden Gewürzen ist er gerade in der kalten Jahreszeit ein wahrer Genuss und ein echtes Soulfood […]
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Zutaten
Und so geht’s
Kurz notiert
Ich wünsche euch eine gemütliche und genussvolle Herbstzeit, mit allem, was der Herbst zu bieten hat. Kerzenlichter erwärmen in der dunklen Jahreszeit das Gemüt und wärmende Gewürze spenden innere Wärme und Kraft. Vielleicht steht bei dem einen oder anderen ja demnächst auch die Kürbis-Apfel-Konfitüre mit Kardamom und Nelken auf dem Frühstückstisch. Genussvolle Momente wünscht euch
Eure Wilde Möhre
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