Nein, der Holler blüht noch nicht, knospige Blütenstände hat er ja schon einmal, aber wie müssen uns noch ein wenig gedulden. Es gibt aber auch andere schöne Alternativen zu den beliebten Holunderblüten, aus denen gerne ein Sirup zubereitet wird. Traubenkirschenblüten zum Beispiel. Momentan präsentiert sich uns in Salzburg ein regelrechtes Blütenmeer. Zahlreiche Bäume und Sträucher zeigen uns ihre ganze Pracht.
Die ersten Frühlingsboten...
Traubenkirsche (Prunus padus)
Die Traubenkirsche (Prunus padus) ist ein bis zu 15 Meter hoher Strauch. Sie gehört zu den Rosengewächsen. Für Rosengewächse, zu denen die meisten unserer Obstbäume auch zählen, ist es charakteristisch, dass sie Blausäureglykoside enthalten. Bei der Traubenkirsche sind sie sowohl in den Blättern, in den Blüten als auch in den Kernen der Früchte enthalten. Daher kommt auch der bittermandelartige Duft der Blüten, was wir zum Aromatisieren unseres Sirups nutzen. In geringer Dosis sind die Blausäureglykoside in Ordnung, in höherer Dosis jedoch wirken sie giftig. Die Früchte sind essbar und können zu Saft, Gelee, Marmelade und weiteren Köstlichkeiten verarbeitet werden. Dabei sollten aber stets die Kerne entfernt werden. bzw. die Früchte heiß verarbeitet werden. Die bei der Verarbeitung freigesetzte Blausäure ist nämlich nicht hitzestabil und verflüchtigt sich schnell, das Bittermandelaroma jedoch bleibt und genauso wollen wir es.
Einen Absud aus den Blättern kann man übrigens gegen Ungeziefer bei Zimmerpflanzen verwenden, indem man die Pflanzen damit besprüht. Das Holz wurde früher u.a. bei der Herstellung von Bögen, Körben und Schlitten verwendet und viele erinnern sich vielleicht aus ihrer Kindheit noch an die “Maipfeiferl”, die selbst geschnitzt wurden und oft aus Traubenkirschenzweigen gemacht waren. Auf denen kann man tatsächlich toll herumtrillern.
Rezept: Traubenkirschenblütensirup
Traubenkirschnblütensirup
wildemoehreNein die Holunderblüten blühen noch nicht, aber wir müssen gar nicht solange warten. Auch mit anderen Blüten lässt es sich herrlich Aromatisieren, z.B. mit den fein nach Bittermandel duftenden Traubenkirschenblüten, die aktuell das Bild in Salzburg bestimmen […]
Rezept druckenZutaten
- 5 Handvoll Traubenkirschenblüten (von den Zweigen abgestreift)
- 1 Liter Wasser
- 1 kg Zucker
- 1 Zitrone in Scheiben geschnitten
- 250 ml Zitronensaft (oder wer alternativ gerne Zitronensäure verwenden möchte, nimmt 25 g)
Und so geht’s
- Die Traubenkirschenblüten von den Zweigen abstreifen
- Wasser, Zucker, Zitronenscheiben, Zitronensäure oder alternativ Zitronensaft, gemeinsam mit den Blüten in ein Gefäß geben.
- 2-3 Tage mit einem Tuch zugedeckt an einem an einem nicht allzu warmen Ort – nicht in der Sonne! – ausziehen lassen und täglich umrühren.
- Nach Ablauf der Auszugszeit noch kurz in einem Topf erhitzen, leicht köcheln, durch ein Sieb abseihen und heiß in sterile Flaschen abfüllen.
Kurz notiert
Saubere Flaschen Die Flaschen könnt ihr bei 200 Grad im Ofen sterilisieren. Wenn die Temperatur erreicht ist, werden die Flaschen circa fünf bis zehn Minuten im Ofen belassen. Sie können auch in kochendem Wasser sterilisiert werden oder mit siebzig-prozentigem Alkohol ausgespült werden.
Warum ich Zitronensäure gegen Zitrone getauscht habe
Ich habe sonst Zitronensäure verwendet und sie dieses Mal gegen Zitronensaft ersetzt. Zitronensäure ist eine synthetisch hergestellte und isolierte Substanz, die niemals eine echte Zitrone gesehen hat. Der Name suggeriert dies nur. Sie ist in zahlreichen Getränken und Lebensmitteln enthalten. Zitronensäure reduziert Oxidationsprozesse, die durch Sauerstoff- und Lichteinwirkung den Verderb von Lebensmitteln beschleunigen. Allerdings soll Zitronensäure auch die Aufnahme von Aluminium in den Körper erhöhen, Oxidationsprozesse fördern, die Zellmembranen angreifen und den Zahnschmelz schädigen. Während Zitronensäure früher noch aus unreifen Zitronen gewonnen (isoliert) wurde, dies aber sehr aufwändig und kostspielig war, wird sie heute mittels Schimmelpilzkulturen gewonnen, die im Rahmen ihres Stoffwechsels Zitronensäure produzieren. Inzwischen ist oft Gentechnik im Spiel. Sowohl die Schimmelpilzkulturen wurden teilweise gentechnisch verändert, um höhere Erträge zu erzielen und auch die Zucker-Nährlösungen, von denen sie sich ernähren, stammen häufig von gentechnisch veränderten Pflanzen, wie Zuckerrüben und Mais. In der Regel ist Zitronensäure in Lebensmitteln durch die Angabe E 330 gekennzeichnet.
Tipp!!
Der Sirup wird verdünnt mit Wasser getrunken, schmeckt aber auch herrlich mit Prosecco. Mit Blütensirupen könnt ihr übrigens auch prima backen und Desserts geschmacklich verfeinern.
Die Wilde Möhre verabschiedet sich nun erst einmal für zwei Wochen nach Portugal. Mit zwei Gruppen gehen wir auf Kräuterreise und erkunden die Flora und Fauna des Alentejo. Natürlich werde ich darüber berichten und ihr könnt unsere Aktivitäten bei instagram verfolgen. Euch wünsche ich schöne frühlingshafte grüne Erlebnisse und jede Menge Schmackhaftes auf dem Teller und im Glas.
Alles Liebe!
Eure Wilde Möhre
Fotos: ©Silja Parke