Apfel trifft Minze: Gelee ohne Gelierzucker mit natürlichem Apfelpektin

by wildemoehre
Apfel Minze Gelee

Apfel und Minze – beides wächst üppig in den meisten Gärten und kann noch jetzt im September geerntet werden. Wer keinen Garten hat, bekommt nun frisch geerntete Äpfel und mit Glück auch Pfefferminze beim Obst- und Gemüsehändler seines Vertrauens auf dem Grünmarkt. Bei der “Erntefülle” in diesem Jahr ist man ja dankbar über jede neue Verwertungsidee und Anregung. Mein Rezept könnte euch daher vielleicht interessieren. Apfel und Minze ist eine beliebte Geschmackskombination für Getränke und Tees. In der Apfelminze (Mentha suaveolens) sind sogar beide Geschmacksrichtungen vereint. Ich bin vor einiger Zeit auf ein interessantes Rezept gestoßen, in dem ebenfalls Apfel auf Minze trifft – hier allerdings tatsächlich “Frucht auf Kraut”. Vor kurzem hatte ich bei Instagram schon mein “Apfelexperiment” angekündigt. Nun war ich gespannt, ob es wirklich funktionieren würde. In meinem “Apfel-Pfefferminzgelee” dient nämlich allein der Apfel als Geliermittel. Ich will eingangs nur so viel verraten: Das Experiment ist gelungen und es ist köstlich! 

Apfel Pektin Apfelkorb
Gewisse Apfelsorten enthalten ausreichend Pektin, um damit Gelees und Marmeladen zu gelieren

Natürlich gelieren mit Pektin

Pektin kommt vom griechischen pektós (πηκτός), was fest oder geronnen bedeutet. Pektin ist ein natürliches Geliermittel und ist uns am meisten von Äpfeln, Quitten und Zitrusfrüchten bekannt. Aber wusstet ihr, dass Pektine in allen höheren Landpflanzen vorkommen? Nur eben in unterschiedlich hoher Konzentration. Sie kommen in Stängeln, Blüten, Blättern und Früchten vor und übernehmen in den plasmaartigen Schichten zwischen den Pflanzenzellen und in den Zellwänden eine festigende und wasserregulierende Funktion. Besonders pektinreich sind härtere Bestandteile der Pflanzen, wie z.B. Schalen und Kerne von Äpfeln, Quitten und Zitrusfrüchten, oder die Fruchtstände von Sonnenblumen. Pektine sind genau genommen pflanzliche Polysaccharide (Vielfachzucker). Ernährungsphysiologisch werden sie als Balaststoffe betrachtet. Balststoffe regen  u.a. die Darmperistaltik (Muskelbewegungen) an und unterstützen somit eine regelmäßige Reinigung des Darms und eine gesunde Darmflora. Pektine binden Giftstoffe und sorgen für ihre schnelle Ausscheidung, allerdings insbesondere dann, wenn Pektin gemeinsam mit der Frucht und nicht in isolierter Form eingenommen wird. Im Geschäft lässt sich als Geliermittel aber eben gerade das isolierte Pektin kaufen, das industriell verarbeitet ist. Es wird mit Hilfe von Substanzen wie Ethylalkohol oder Methylalkohol ausgefällt, verdampft, teilweise mit Salzsäure oder Ammoniak modifiziert und oft noch mit Zusatzstoffen und Konservierungsmitteln versetzt. Wenn man ein gesundes Geliermittel möchte, stellt sich also die Frage, ob man nicht einfach Pflanzen und Früchte nutzt und so auf ganz natürliche Weise, wie schon früher bei unseren Großmüttern, ein relativ unverarbeitetes Geliermittel erhält, das ohne Lösungsmittel und chemische Substanzen auskommt.

Apfel Minze Gelee
Apfel Pektin Apfelkorb
Diese geschenkten Äpfel habe ich für das Gelee verwendet

Mein Experiment mit Apfelpektin

Schon seit einiger Zeit hatte ich es im Hinterkopf und nun hab ich’s probiert. Wie stark ist die Gelierwirkung, wenn ich das Apfelpektin direkt aus den Äpfeln gewinne? Ich habe Äpfel, verwendet, die ich geschenkt bekommen habe und von denen ich nicht einmal die Sorte kannte, darum war der Versuch umso spannender. Besonders gut sollen sich übrigens saure Äpfel, grüne Kochäpfel und Sorten wie Jonagold, Gravensteiner, Goldparäne, Elstar und Boskop eignen. Mein Experiment hat übrigens wunderbar funktioniert. Das Gelee ist sogar fester als mit meinem herkömmlichen Geliermittel aus dem Supermarkt geworden und hat eine tolle Konsistenz.

Apfel Minze Gelee

Rezept: Apfel-Pfefferminz-Gelee - geliert mit natürlichem Apfelpektin

Apfel Minze Gelee

Apfel-Pfefferminz-Gelee – natürlich geliert mit Apfelpektin

Apfel und Minze: Ein feines Duo, das kulinarisch vielfältig einsetzbar ist. Und das Praktische: Mit dem Pektin aus den Äpfeln geliert man auf ganz natürliche Weise, ohne Verwendung industriell hergestellten Pektins, bei dem der Stoff isoliert wird und der Gesamtkomplex an Inhaltsstoffen aus der Frucht verloren geht […]

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Menge: Ca. 3 Gläser à 220 ml

Zutaten

  • 1 kg pektinreiche Äpfel
  • 1 Bund Minze (ca. 15 g)
  • 1 Liter Wasser
  • Saft einer Zitrone (je nach Säuregrad des Apfels und nach Geschmack kann die Menge zwischen 1 EL Saft und Saft einer ganzen Zitrone variieren)
  • 3 EL Weißweinessig oder Apfelessig (Pektin benötigt zum Gelieren Säure)
  • 3 Schraubgläser à 330 ml

Und so geht’s

  • Die Äpfel samt Schale und Gehäuse in Stücke schneiden.
  • Die Apfelstücke gemeinsam mit der Minze etwa 30 Minuten oder länger auf mittlerer Flamme köcheln, bis sie weich und breiig sind.
  • Die Mischung noch einige Stunden mit einem Leinentuch zugedeckt (ca. 2 bis 3 Stunden) ziehen lassen.
  • Die Masse nun in ein Leinentuch geben und entsaften, bis keine Flüssigkeit mehr aus der Masse herausgepresst werden kann.
  • Die Saftmenge mit einem Messbecher abmessen.
  • Zu 1/2 Liter Saft jeweils 400 g Zucker hinzufügen.
  • Die Mischung nun kochen, bis sie geliert (ca. 20 bis 30 Minuten).
  • Den Weißweinessig und den Zitronensaft unter dem Kochen einrühren.
  • Gelierproben machen (Flüssigkeit auf ein Tellerchen träufeln).
  • Wenn die Konsistenz passt, das heiße Gelee in saubere, sterilisierte Gläser einfüllen und verschließen.

Kurz notiert

Die Gläser können zur Sterilisation mit heißem Wasser ausgekocht oder bei 150 Grad im Ofen keimfrei gemacht werden. Wer möchte, kann die Gläser auch vor der Abfüllung mit hochprozentigem Alkohol durchspülen. Das Gelee schmeckt gut als Aufstrich, zu Käse, als Verfeinerung von Joghurt, Salatdressings, zu Schokoladendesserts, Schokoladenkuchen, Schokoladeneis, zu Lammgerichten, Reis, Grillgemüse wie Kürbis, Süßkartoffel oder Hülsenfrüchten.

Apfel Minze Gelee
Apfel Minze Gelee

Mit dem Apfel-Minze-Gelee habt ihr nun einen feinen Aufstrich, eine Art Chutney und eine tolle Würze, die warme Speisen und Süßspeisen veredeln und sogar ein orientalisches Flair verleihen kann. Und das mit der natürlichen “Gelier-Power” des Apfels. Viel Freude damit und alles Liebe!

Eure Wilde Möhre

Disclaimer! Wenn man selber Wildpflanzen sammelt und diese nutzt, muss man in der Lage sein, die Pflanze zu hundert Prozent sicher zu erkennen. Bei Unsicherheit ist von der Nutzung unbedingt abzusehen! Die auf dieser Seite zur Verfügung gestellten Informationen sind sorgfältig zusammengetragen und recherchiert. Dennoch übernimmt der Anbieter dieser Webseite keine Gewähr für die Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit der bereitgestellten Seiten und Inhalte. Die vorgestellten Hausmittel und Rezepturen ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Anwendung bei Babies, Kleinkindern, Kindern, Schwangeren und Menschen mit Bluthochdruck sollte in jedem Fall unter ärztlicher Begleitung bzw. nur mit vorheriger Abklärung durch einen Arzt erfolgen. Bei unklaren, schweren, akuten und anhaltenden Gesundheitsbeschwerden reichen Hausmittel nicht aus und es sollte ein Arzt konsultiert werden. Das Nachmachen der Rezepturen und die Anwendung der Tipps geschieht auf eigene Verantwortung.

Fotos: ©Silja Parke

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4 comments

Anne 28. September 2018 - 07:32

Aww, das klingt nicht nur unglaublich lecker, sondern auch spannend – das werde ich auch mal ausprobieren! Äpfel und Minze habe ich beides noch reichlich im Garten. Hübsch beschriftet und verpackt hast du deine Gläschen auch, das ist bestimmt ein tolles Mitbringsel. 🙂

Liebe Grüße
Anne

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wildemoehre 28. September 2018 - 09:12

Hallo liebe Anne, ja, das ist es auch. Schmeckt wirklich toll und solche Gelees sind wirklich immer ein tolles Mitbringsel, damit konnte ich Freunden schon oft eine Freude machen. 🙂 Alles Liebe und viel Freude beim Ausprobieren! Die Wilde Möhre Silja

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Pia Hoffmann 2. Oktober 2018 - 12:20

Hallo Silja, das hast Du ganz wunderbar beschrieben mit dem Pektin und vorallem wie es gewonnen wird. Jeder denkt, es ist ein natürliches Produkt und dem ist gar nicht so. Dein Rezept probiere ich heute aus. Da werden die Äpfel auch happy sein ;).Immerhin werden sie nicht nur so weggegessen. Zwei Fragen habe ich zum Essig: Warum muß da Essig ran, evtl. schiebt er die Geleebildung an? und zweitens, kann ich da auch Apfelessig nehmen?
Jedenfalls freue ich mich auf das Ergebnis. Die Kombi kam bei uns regelmäßig mit Saft und Minze oder auch anderen Kräutern in die Wiesenlimonade in dieser heißen Sommerzeit.
Vielen Dank für das Rezept. Habe einen schönen Feiertag morgen. Viele Grüße, Pia

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wildemoehre 2. Oktober 2018 - 21:34

Liebe Pia, vielen lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Freut mich sehr, dass du das Rezept versuchen möchtest. Ich bin gespannt, wie dir das Gelee gefallen wird. Ja, die “Apfel-Minze-Wiesenlimo-Kombi” liebe ich auch. 🙂 Bei mir gehört unbedingt auch Waldmeister oder Steinklee dazu. Mit dem Essig liegt deine Vermutung ganz richtig. Pektin benötigt nämlich zum Gelieren Säure. Ich werde das mal gleich auch im Rezept notieren. Apfelessig geht natürlich auch. Ich wünsche dir einen wunderschönen freien Tag morgen. Bei uns in Österreich haben wir morgen keinen Feiertag, dafür aber am 26. Oktober. Ganz liebe Grüße von der “Wilden Möhre” Silja

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