Kennt ihr den Brauch mit den Barbarazweigen? Ich liebe solche Bräuche. Für mich sind sie so etwas wie Wegmarken im Lauf des Jahres, sie haben eine schöne Symbolik und heben mich aus dem manchmal hektischen Alltag in eine andere Welt. Zudem sind sie verbindend. Sie schaffen eine Verbindung zu dem natürlichen Jahreskreis und auch zu meinen lieben Menschen. Denn ist es nicht schön, gemeinsam loszuziehen, die Zweige zu schneiden und dann gemeinsam dem Weihnachtstag entgegen zu fiebern, ob sie auch erblühen werden? Aber nun zu dem Brauch…
Wer ist die Heilige Barbara?
Heute haben wir den 4. Dezember, das ist der Tag , an dem der Heiligen Barbara gedacht wird. Barbara, die im 3. Jahrhundert gelebt haben soll, war eine schöne und kluge Frau, um deren Hand viele junge Männer anhielten. Ihr Vater, ein heidnischer Kaufmann, wird wohl Interesse daran gehabt haben, sie zu verheiraten. Barbara jedoch traf sich mit einer Gruppe junger Christen und hatte den Wunsch Christin zu sein. Die Heiratsanträge schlug sie alle aus. Dies gefiel ihrem Vater gar nicht. Um sie von den christlichen Einflüssen abzuschirmen, hielt er sie in einem Turm gefangen, den er eigens hierfür gebaut hatte. Schließlich lieferte er lieferte sie dem römischen Statthalter aus, der sie zum Tode verurteilte. Barbara wurde in Kerkerhaft gehalten und schwer misshandelt und gefoltert. Vor ihrem Tod betete Barbara, woraufhin ihr ein Engel erschien, der sie in ein weißes Gewand hüllte. Am Ende enthauptete der Vater seine Tochter Barbara selbst. Als Strafe wurde er vom Blitz erschlagen. Barbara gilt daher auch als Schutzheilige bei Gewittergefahr. Nach der Überlieferung sollen sich am Weihnachtstag auf Barbaras Grab die Blüten geöffnet haben und daher kommt wohl auch der Brauch.
Barbara und die Bergleute
Es gibt zahlreiche Erzählungen und zahlreiches Brauchtum rund um die heilige Barbara. Viele Stände haben sie sich als Schutzheilige ausgewählt. Auch die Bergleute, welche in unserer Region Salz abbauten, verehrten die Heilige Barbara. Nach bergmännischer Tradition ruht die Arbeit am 4. Dezember und es gibt ein Fest zu Ehren der Schutzheiligen. Die Bergmannsuniformen sind oft mit 29 Knöpfen versehen, welche Barbaras 29 Lebensjahre symbolisieren sollen, die sie erlangte. Die oberen drei Knöpfe werden offen gelassen und erinnern an die dreijährige Kerkerhaft. Neun Zacken am Kragen erinnern hingegen an neun Jahre der Gefangenschaft im Turm.
Wie funktioniert das mit den Barbarazweigen?
Die Barbarazweige werden am Gedenktag der Heiligen Barbara, also am 4. Dezember geschnitten. Hierfür werden Zweige von Bäumen und Sträuchern gewählt, die viele und schöne Blüten bekommen, z.B. Apfel, Kirsche, Schlehe, Felsenbirne oder Traubenkirsche. Weiße Blüten sind besonders schön, denn sie stehen für den Neubeginn und für die Geburt des Lebens. Eine schöne Symbolik, denn an Weihnachten feiern wir die “Wiedergeburt des Lichts” oder unseres “Lichtbringers” Jesus Christus. Ab jetzt werden die Tage wieder länger. Unsere Vorfahren glaubten an den Sieg des Lichtes über die Dunkelheit, der die Wiederauferstehung der Vegetation ermöglichte.
Die Barbarazweige werden in eine Vase mit Wasser gestellt, sie können auch zuvor eine Nacht in der Wanne gewässert werden, damit sie sich ordentlich mit Wasser vollsaugen, dies ist empfehlenswert. Die Zweige sollten dann an einem hellen Ort aufgestellt werden, zu trocken und warm sollten sie nicht stehen, dann kann es sein, dass die Knospen vertrocknen. Auch zu kalt und zugig sollte es nicht sein. Bei uns stehen sie am Schlafzimmerfenster, da hier nicht geheizt wird. Das Wasser in der Vase sollte ein paarmal gewechselt werden. Zusätzlich könnt ihr die Zweige immer wieder befeuchten, zum Beispiel mit einem Sprühzerstäuber. Wenn sie zu trocken werden, blühen sie nicht. Das ist eigentlich der Trick an der Sache. Man muss dem Glück schon ein wenig nachhelfen. 😉
Wenn die Blüten am Weihnachtstag aufblühen, bedeutet dies Glück und Fruchtbarkeit. Die Fruchtbarkeit kann symbolisch auf all unsere Vorhaben für das neue Jahr übertragen werden. Und noch ein schöner Effekt: Die Blüten bringen uns als Vorboten schon einen Hauch Frühling und Vorfreude ins Haus.
Übrigens...
Der Gedenktag der Heiligen Barbara gehörte früher auch zu den Lostagen. Dies waren ganz bestimmte Tage und Nächte, an denen die Menschen glaubten, einen Blick in die Zukunft werfen zu können. Es war eine Domäne der Frauen. Geräucherte Kräuter konnten beim “orakeln” untertützen. Typische Orakelkräuter sind z.B. der Lorbeer (Laurus nobilis) und die Schafgarbe (Achillea millefolium).
Vielleicht habe ich euch ja Lust gemacht, in diesem Jahr auch Barbarazweige schneiden zu gehen. Dann nichts wie raus und viel Freude beim Fiebern auf das Aufblühen! Viel Glück, viel Segen und alles Liebe!
Eure Wilden Möhre
Fotos: ©Silja Parke, ©Andreas Thomasser
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