Frühlingszarter Lindenblattsalat: Mild, fruchtig, crunchy

by wildemoehre

Bäume haben wir, außer was Obst, Nüsse und allenfalls Samen angeht, als Nahrungslieferanten nicht mehr so auf dem Plan. Das war aber mal anders. Es gab Zeiten, da waren Bäume sogar lebensnotwendig für die Ernährung von Mensch und Tier. Gerade in Notzeiten war die “Baumnahrung” ein guter Energielieferant und proteinreiches Futter für das Vieh, denn es war in Hülle und Fülle vorhanden. Blätter wurden gegessen und verfüttert, das Mehl mit getrockneten und gemahlenen Blüten, Blättern und Früchten gestreckt. “Baumfrüchte”, wie zum Beispiel Eicheln wurden getrocknet und zu Kaffeeersatz verarbeitet. Verschiedene Teile wie junge Triebe, Knospen und Blüten wurden eingelegt und konserviert. Es gibt unzählige von Möglichkeiten, Teile von Bäumen zu verwenden und zu verarbeiten. Bäume bedeuten Leben, nicht nur für uns Menschen. Sie bieten zahlreichen Tieren einen Lebensraum. Für den Menschen ist der Baum Schattenspender, Zufluchts- und Erholungsort, Sauerstoff- und Nahrungslieferant, Medizin, CO2-Speicher, Bauholz und Wärmespender (Brennholz). Dies ermöglichte dem Menschen auch erst das Zubereiten warmer Speisen und auch die Erkenntnis, dass Räuchern heilsam und wohltuend ist, steht sicher in Verbindung mit dem Baum und dem Feuer. Auch wenn wir heute nicht mehr auf die Nahrung, welche uns Bäume schenken, angewiesen sind, tun wir uns gut daran, das reichhaltige Angebot doch hin und wieder zu nutzen. Achtsam, versteht sich. Teile von Bäumen können nicht nur eine unglaubliche Bereicherung für die Küche sein, sie haben auch einen Gesundheitswert und sind damit ein Plus in der gesunden und präventiven Ernährung. Als kleine Inspiration habe ich heute ein leckeres Rezept mit zarten Lindenblättern, wie ihr sie gerade jetzt vorfinden könnt. Bitte pflückt aber mit Bedacht, nur im unteren Bereich und nur wenige Blätter pro Zweig. Gerne und wenn möglich immer mal von unterschiedlichen Bäumen. Ein guter Sammler sollte die Sammelstelle so verlassen, dass ein Nachfolgender nicht sieht, dass gesammelt wurde. 

Lindenblätter

Die Linde gehört zu den Malvengewächsen und diese enthalten u.a. besonders viele gesunde Schleimstoffe. Diese schützen unsere Schleimhäute, was uns u.a. widerstandsfähiger gegen Infektionskrankheiten macht. Zudem regulieren Schleimstoffe die Verdauungstätigkeit, hemmen Entzündungen und senken den Blutzucker und das Cholesterin. “Wildes Grün” und auch unsere Linde ist zudem reich an Flavonoiden, das sind äußerst wirkungsvolle Antioxidantien, die unsere Zellen vor Angriffen freier Radikale schützen. Die Blätter enthalten darüber hinaus Kohlehydrate, Vitamin C und Gerbstoffe. Sie eignen sich gut für Salate, als Füllungen, zum Ausbacken, Fermentieren oder getrocknet und gemahlen als Soßenbinder und Mehlersatz. Heilkundlich werden ja in der Regel die Lindenblüten verwendet. Sie helfen bei Erkältungen, Nervosität, Stress, Angst, Schlafstörungen, bei Muskelkrämpfen, Rheuma, Nieren- und Blasenproblemen und bei Hauterkrankungen und Juckreiz. Aber auch die Blätter werden volksheilkundlich verwendet, nämlich zur Wundheilung, als Auflage bei geschwollenen Augen und zum Spülen bei Mundschleimhautentzündungen.

Sommer- & Winterlinde

Bei und kommen am häufigsten Sommer- und Winterlinde vor. Beide können verwendet werden. 

Sommerlinde (Tilia platyphyllos)

  • 40-45 m Höhe 
  • größere Blätter als Winterlinde.
  • beiderseits grüne Blätter, auf der Blattunterseite in den Nervaturwinkeln weiß behaart.
  • blüht eher als Winterlinde.
  • hat weniger Blüten pro Blütenstand (3-7).
  • kugelige Früchte (Kapselfrucht) sind härter als von der Winterlinde und geriffelt.

Winterlinde (Tilia cordata)

  • 15-25 m, selten bis 30 m Höhe, hochgewölbte Baumkrone, umgekehrt herzförmig und häufig unregelmäßig.
  • kleinere Blätter als Sommerlinde.
  • oberseits glänzend grüne Blätter, unterseits blaugrün. auf der Blattunterseite in den Nervaturwinkeln braun behaart.
  • blüht 2-3 Wochen später als Sommerlinde.
  • hat reichblütigere Blütenstände (5-12), reich an Nektar.
  •  kugelige, anfangs pelzige Früchte (Kapselfrucht) ist weich und lässt sich leicht zerdrücken.
Lindenblätter sind herzförmig, der Blattrand ist gesägt.
Die Dorflinde durfte früher an keinem Ort fehlen. Hier wurde sich getroffen, gefeiert und getanzt und in früheren Zeiten auch Gericht abgehalten.

Rezept: "Frühlings-Baumsalat" mit jungen Lindenblättern

Frühlingszarter Lindenblattsalat: Mild, fruchtig, crunchy

Blätter von Bäumen waren früher einmal eine wichtige Nahrungsquelle. Heute ist das nicht mehr so. Trotzdem tun wir uns gut daran, das vielfältige Angebot der Bäume zu nutzen. Denn sie haben nicht nur kulinarisch, sondern auch im Hinsicht auf eine gesunde und präventive Ernährung viel zu bieten  […] Rezept drucken
Menge: 4

Zutaten

  • Salat (für 4 Personen):
  • 1 Häuptlsalat (Kopfsalat) oder anderen milden Salat
  • 4 Handvoll junge, zarte Lindenblätter
  • 1 mittelgroße Fenchelknolle
  • 1 roter Apfel
  • 1 kleine Zwiebel
  • 2 Handvoll Haselnüsse
  • 90 g Zucker – alternativ Zucker einfach weglassen und Haselnüsse nur anrösten oder Honig verwenden
  • 90 ml Wasser
  • Saft einer halben Zitrone
  • Für die Vinaigrette:
  • 75 ml Rapsöl oder ein anderes neutrales Öl
  • 10 ml Haselnussöl
  • 2 EL Apfelessig
  • 2 TL Honig, z.B. Lindenblütenhonig
  • 1 TL milden Senf
  • Salz und Pfeffer nach Geschmack

Und so geht’s

  • Zunächst die Vinaigrette zubereiten. Hierfür alle Zutaten (Raps- und Haselnussöl, Apfelessig, Senf, Honig, Salz und Pfeffer in ein Schraubglas füllen, verschließen und schütteln, bis sich alles gut miteinander verbunden hat und eine cremige Konsistenz bildet.
  • Den Häuptlsalat (Kopfsalat) waschen und vorbereiten.
  • Die Haselnüsse karamellisieren. Hierfür die ganzen Nüsse zunächst grob im Mörser anstoßen. 60 g Zucker und 60 ml Wasser in eine Pfanne geben und unter Rühren erhitzen (alternativ 60 ml Honig und 60 ml Wasser oder 60 ml Honig mit 2 EL Butter). Wenn die Masse eindickt und eine goldbraune Farbe annimmt, die Haselnüsse hinzufügen und so lange rühren, bis das Wasser vollständig verdampft ist. Damit die karamellisierten Nüsse schön glänzen, nochmals einen Schuss Wasser hinzufügen und die Nüsse darin so lange rühren, bis das Wasser wieder verdampft ist. Die Nüsse beiseite stellen und auskühlen lassen
  • Die Zwiebel in sehr kleine Würfel schneiden und ebenfalls mit 30 g Zucker / 30 ml Honig und 30 ml Wasser glasig dünsten. Ebenfalls beiseite stellen.
  • Die Fenchelknolle halbieren und beide Hälften in hauchzarte Scheiben schneiden.
  • Den Apfel vierteln und alle Viertel in hauchfeine Scheiben schneiden
  • Fenchel und Apfel mit Zitronensaft beträufeln, damit beides nicht braun wird.
  • Den Häuptlsalat in eine Schüssel geben. Zwiebel, Fenchel, Apfel und Vinaigrette untermischen.
  • Zum Schluss noch locker die Lindenblätter unterheben und den Salat mit den karamellisierten Haselnüssen bestreuen.

Vielleicht konnte ich euch inspirieren, euch auch mal einen “Baumsalat” zu kreieren, oder mein Rezept auszuprobieren. An dem hier vorgestellten Salat mag ich die Kombination aus mild, fruchtig und crunchig. Als Jause machen sich Lindenblätter übrigens auch sehr gut. Hierzu gibt es einen weiteren Blogbeitrag von mir hier.  Alles Liebe! 

Eure Wilde Möhre

Disclaimer! Wenn man selber Wildpflanzen sammelt und diese nutzt, muss man in der Lage sein, die Pflanze zu hundert Prozent sicher zu erkennen. Bei Unsicherheit ist von der Nutzung unbedingt abzusehen! Die auf dieser Seite zur Verfügung gestellten Informationen sind sorgfältig zusammengetragen und recherchiert. Dennoch übernimmt der Anbieter dieser Webseite keine Gewähr für die Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit der bereitgestellten Seiten und Inhalte. Die vorgestellten Hausmittel und Rezepturen ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Anwendung bei Babies, Kleinkindern, Kindern, Schwangeren und Menschen mit Bluthochdruck sollte in jedem Fall unter ärztlicher Begleitung bzw. nur mit vorheriger Abklärung durch einen Arzt erfolgen. Bei unklaren, schweren, akuten und anhaltenden Gesundheitsbeschwerden reichen Hausmittel nicht aus und es sollte ein Arzt konsultiert werden. Das Nachmachen der Rezepturen und die Anwendung der Tipps geschieht auf eigene Verantwortung.

Fotos: ©Silja Parke, ©Andreas Thomasser, ©Wilfred Bedek oder entsprechend der Verzichtserklärung Creative Commons CC0 von der kostenlosen Bilddatenbank Pixabay  entnommen

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