Der Gründonnerstag ist der fünfte Tag in der “Heiligen Woche”, die mit dem Palmsonntag beginnt. An diesem Tag wird dem letzten Abendmahl Jesu Christi mit seinen Jüngern vor seiner Kreuzigung gedacht. Der Gründonnerstag fällt in das Ende der Fastenzeit und hat schon allein durch seinen Namen einen Bezug zum Frühling und zu dem jetzt aufkeimenden Grün. Dieses findet sich auch in der “Grünen Neune”, einem leichten und belebenden Süppchen aus neunerlei Wildkräutern, das traditionell am Gründonnerstag gegessen wird. Lest, was es damit auf sich hat und wie man die Gründonnerstagssuppe zubereitet.
Frühlingsspaziergang...
...da lassen sich auch gleich Kräuter für die "Grüne Neune" sammeln.
Was hat der Gründonnerstag mit dem "Grün" zu tun?
Ganz sicher kann man den Namen nicht herleiten, es gibt verschiedene Varianten. Zum einen gibt es die Theorie, das “Grün” sei ein Bezug auf “viridis”, was soviel wie “die Grünen” bedeutet. Gemeint sein sollen damit die Büßer, die zunächst mit “dürrem Holz” verglichen wurden und schließlich durch die Buße wieder zu lebendigem und “grünen Holz” wurden. So gibt es auch den zu dieser Vorstellung passenden Ansatz, das “Grün” komme vom “greinen” (weinen) der Büßer. Es könnte auch ein Verweis auf die liturgische Farbe des “heiligen Donnerstags” sein, die heutzutage allerdings überall weiß und nicht grün ist. Da christliche Feste und Bräuche häufig aber schon eine längere und weitaus früher angelegte Tradition haben, ist es auch nicht unwahrscheinlich, dass sich das “Grün” darauf bezieht, an diesem Tag grünes Gemüse und grüne Kräuter zu essen. Die vorchristlichen Vorfahren feierten die Auferstehung der Vegetation. Auch hier haben wir einen Bezug zum “Grün”.
Das Ende der Fastenzeit & der Beginn des Frühlings
Der Gründonnerstag fällt in das Ende der Fastenzeit. Während wir heute aus religiösen oder therapeutischen Gründen fasten, gab es früher noch andere Ursachen. Zum Beispiel Ernteausfälle, zu wenig Jagdbeute, Kriegszeiten und Naturkatastrophen. Betrachtet man den Zeitraum der Fastenzeit vom Aschermittwoch bis zum Karsamstag fällt auch auf, dass dies die Zeit gewesen sein muss, in der den Menschen früher die Vorräte ausgingen und sich Vitaminmangelerscheinungen einstellten. Die Freude war groß, wenn die ersten grünen Kräuter die zarten Köpfchen aus der Erde reckten. Man empfand dies als Geschenk und Wunder, welches in vorchristlicher Zeit die Frühjahrsgöttin brachte. Man glaubte, dass in den Frühjahrspflanzen der Göttin die Kraft des Lebens und der Erneuerung stecke, die man durch das Verspeisen selber aufnehmen konnte. Die ersten Frühjahrskräuter galten als besonders heilkräftig. Zu Ehren der Göttin wurde ein Fest gefeiert, das mit der Frühjahrstagundnachtgleiche zusammenfiel. Die “Grüne Neune” war ein Bestandteil dieses Rituals.
Neunblättrige Zahnwurz, eigentlich Quirlblättrige Zahnwurz (Cardamine enneaphyllos ). Ein Kreuzblütler, der zur Gattung der Schaumkräuter gehört.
Die magische "Neun"
Für unsere germanischen und keltischen Vorfahren verkörperte die Zahl Neun etwas Heiliges. Sie findet sich auch wieder in den neun Welten des Weltenbaumes Yggdrasil, der in der germanischen Mythologie den Kosmos darstellt und das Schicksal der Menschen bestimmt. Die Zahl Neun galt als verstärkte Drei. Drei mal drei ist das Symbol der Vollendung und Ewigkeit. Auch in der christlichen Religion findet sich die Drei als heilige Zahl der Dreifaltigkeit. Daher ist es wohl kein Wunder, dass gerade neun Kräuter in die Gründonnerstagssuppe gehören. Diese Zahlenmagie findet sich auch bei anderen Bräuchen, wie zum Beispiel dem Kräuterbuschen, der fest Verbunden mit dem Fest zu Maria Himmelfahrt in der Sommermitte ist.
Welche neun Kräuter in die Suppe gehören
Welche Kräuter in die Suppe kommen, ist regional ein bisschen unterschiedlich und hängt auch von dem eigenen Standort ab und was man dort vorfindet.
Im Großen und Ganzen besteht der Hauptanteil in der Grünen Neune aus milden Kräutern wie Brennnessel, Giersch, Breit- und Spitzwegerich. Diese werden dann noch in kleinen Mengen durch Kräuter wie Bärlauch, Knoblauchsrauke, Sauerampfer, Taubnessel, Löwenzahn, Schaumkräuter, Labkraut, Schafgarbe, Gundelrebe, Wiesenknopf oder Scharbockskraut ergänzt. Ihr seid da vollkommen frei. Zum Beispiel könnt ihr auch Vogelmiere oder Gänseblümchen in die Suppe geben. Bei mir gibt es zum Beispiel die Zahnwurz, also landet auch ein bisschen davon in der Suppe.
Die Kraft der Frühlingskräuter
Manche Dinge ändern sich nie: Noch heute freuen wir uns überschwänglich über das Wiederaufleben der Vegetation und die vitalisierende Kraft der Frühlingskräuter. Wir integrieren sie in unseren Speiseplan und nutzen sie u.a. für Frühjahrskuren. Tatsächlich hat dies auch seine Berechtigung. Die Kräuter sind jetzt noch sehr mild und zart und daher sehr schmackhaft. Mit zunehmendem Alter und fortschreitendem Jahr verliert sich dieser Wohlgeschmack oftmals. Darüber hinaus enthalten Frühlingskräuter viele Vitamine und Mineralstoffe (um ein Vielfaches mehr als ein grüner Kopfsalat) sowie Flavonoide, Chlorophyll und weitere sekundäre Inhaltsstoffe, zum Beispiel Saponine (Gänseblümchen, Vogelmiere) oder Lauchöle (Bärlauch). All dies macht die Frühjahrskräuter zu einer optimalen Unterstützung bei Frühjahrsmüdigkeit und zur Wiederbelebung unseres “wintermüden” Organismus.
Frühlingskräuter sind durchspülend, stoffwechselanregend, blutreinigend und vieles mehr
Frühjahrskräuter regen den Stoffwechsel an und erhöhen die Harnausscheidung. Sie gelten als durchspülend und blutreinigend. Da sie die Harnausscheidungsmenge erhöhen, sollte jetzt auch mehr getrunken werden, so können Abfallprodukte ausgeschieden und die Entgiftungsorgane (u.a. Nieren, Lymphe, Leber, Darm) durchgespült und entlastet werden, während der Körper gut mit Flüssigkeit versorgt bleibt.
Chlorophyll unterstützt den Aufbau frischer Blutzellen, hilft den Körper von schädigenden Giften zu befreien und sorgt für einen geregelten Stoffwechsel und einen guten Körpergeruch.
Von den Flavonoiden gibt es viele unterschiedliche Arten. Je nach Typ wirken sie u.a. antibakteriell, antiviral und entzündungshemmend. Als Antioxidantien schützen sie vor Angriffen freier Radikale, beugen Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor und einiges mehr.
Und die gute Nachricht: Chlorophyll und Flavonoide sind in allen Wildkräutern enthalten.
Im Frühling tun wir uns gut daran, die zarten Kräutlein wo es geht zu nutzen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ob pur aufs Butterbrot, in Aufstrichen, Salaten oder in warmen Speisen wie unserer Neunkräutersuppe verarbeitet.
Rezept Gründonnerstagssuppe
Gründonnerstagssuppe
wildemoehre Die Frühjahrskräuter sind vitamin- und mineralstoffreich und vereinen viele gesundheitsfördernde Effekte. Darum ist es klug, sie in die Ernährung einzubinden, wie zum Beispiel in der Gründonnerstagssuppe. Hintergrund und Rezept im Blog […] Rezept druckenZutaten
- 2-3 Handvoll frische Frühlingskräuter
- 1 Zwiebel
- 3 EL Butter
- 2 Kartoffeln
- 1,5 l Gemüsebrühe
- 1 Eigelb
- 1/8 l Schlagobers
- etwas Mehl
- Muskat, Salz und Pfeffer
Und so geht’s
- Die Zwiebel und Kartoffeln schälen und würfeln.
- In einem großen Suppentopf nun die Butter zerlassen, die Zwiebeln auf kleiner Hitze andünsten, mit etwas Mehl anschwitzen, die Kartoffeln hinzugeben und unter ständigem Rühren leicht salzen (z.B. mit Bärlauchsalz) ;-).
- Anschließend mit der Gemüsebrühe aufgießen und köcheln lassen, bis die Kartoffeln weich sind. Nun 2 Hände voll grob gehackter Frühlingskräuter hinzugeben, etwas Muskat hinzufügen und einige Minuten ziehen lassen. Danach wird die Suppe püriert.
- Die Sahne und das Eigelb verquirlen und in die Suppe einrühren. Nach kurzem Erhitzen mit Salz und Pfeffer abschmecken und die Suppe gleich genießen.
- Tipp! Die Suppe mit frischen Wildblüten garnieren!
Kurz notiert
Für eine VEGANE VARIANTE bzw. wenn man wegen der Fastenzeit auf tierische Produkte verzichten möchte, nimmt man einfach statt Butter ein pflanzliches Speiseöl. Bei gleichbleibender Menge an Gemüsebrühe kann man die Schlagsahne durch eine pflanzliche Sahne, wie beispielsweise Dinkel-Cuisine ersetzen und das Eigelb durch 1-2 weitere Kartoffeln, die einfach mitgekocht werden. Es geht auch ganz ohne Sahne. Dann reduziert man die Gemüsebrühe auf einen Liter und kocht drei Kartoffeln mit.
Ihr Lieben, genießt die Ostertage und erfreut euch so richtig an dem saftigen Frühlingsgrün. Vielleicht steht bei euch am Gründonnerstag ja auch eine Kräutersuppe auf dem Tisch.
Alles Liebe!
Eure Wilde Möhre
Fotos: ©Silja Parke; ©Andreas Thomasser; “Neun” entsprechend der Verzichtserklärung Creative Commons CC0 von der kostenlosen Bilddatenbank Pixabay entnommen.
2 comments
[…] die garantiert jedem schmecken Frühjahrsputz nicht nur im Haus mit der Brennnessel Gründonnerstagssuppe – Die Kraft der Frühlingskräuter Bärlauch richtig erkennen – 3 häufige Verwechslungsmöglichkeiten GARTENTIPP!! DIY […]
[…] Brauchtum & JahreskreisFrühlingSuppenWildkräuterküche […]