Über die Schlüsselblume hatte ich schon einmal in einem Blogbeitrag geschrieben und mit euch ein Rezept für einen Schlüsselblumen-Oxymel geteilt. In dem Beitrag habe ich auch geklärt, woher der Name “Himmelsschlüssel” rührt. Heute möchte ich euch die Schlüsselblumen-Tinktur sowie verschiedene Schlüsselblumenarten vorstellen.
Aufgrund ihres Gehaltes an Saponinen ist die Schlüsselblume eine Pflanze, die bei Husten zur Verflüssigung zähen Schleimes verwendet wird. Die Wurzeln haben einen höheren Saponingehalt, vor allem für Kinder werden daher die sanfteren Blüten mitsamt der grünen Kelche verwendet. Als “Schleimlöserin” kann sie gut mit Thymian kombiniert werden, der eine ähnliche Wirkung hat, die hier aber auf die ätherischen Öle zurückzuführen ist. Denkbar ist eine Teemischung, ein Kombisirup oder die Kombination beider Tinkturen.
Die Schlüsselblume gilt in der Volksheilkunde aber auch als herz- und nervenstärkendes Mittel. Für ein herzstärkendes Mittel wäre die Kombination mit Weißdorn, Duftveilchen und Melisse denkbar. Sie kann auch bei nervösen Kopfschmerzen und Migräne angewendet werden, hierfür eignet sich gut die hier vorgestellte Tinktur. Wegen der blutreinigenden und schmerzlindernden Wirkung kann diese auch bei Rheuma hilfreich sein.
Schlüsselblumenblüten können darüber hinaus mit beruhigenden Kräutern (z.B. Lavendel, Hopfen, Johanniskraut und Baldrian) kombiniert zu einem Einschlaftee oder -elixier verarbeitet werden.
Kombiniert mit harntreibenden Frühlingskräutern wie Birke, Brennnessel oder Giersch kann man sie im Rahmen einer Frühlingskur verwenden und beispielsweise über 14 Tage täglich 3 Tassen Tee trinken. Kräuter die für Frühlingskuren genutzt werden, zeichnen sich durch eine hohe Vitamin- und Mineralstoffdichte aus. Häufig enthalten sie auch viel Chlorophyll, wie beispielsweise der Bärlauch oder die Brennnessel oder reichlich Flavonoide, wie die Birke oder auch die Blüten der Schlüsselblume.
Eine Tinktur, wie ich sie euch hier vorstelle, ist praktisch, da man sie in eine kleine Braunglasflasche abgefüllt, leicht in die Handtasche, in den Rucksack oder ins Reisegepäck stecken und mitnehmen kann. So hat man sie bei Bedarf parat.
Inhaltsverzeichnis
Schlüsselblumen-Oxymel
Wissenswertes über die Schlüsselblume:
Hohe Schlüsselblume (Primula elatior)
Primelgewächse (Primulaceae)
Weitere Namen im Volksmund u.a. Wald-Schlüsselblume, Himmelsschlüssel
Inhaltsstoffe
u.a.
- Saponine
- Flavonoide
- ätherische Öle
- Gerbstoffe
- Kieselsäure
- Vitamin C
- Magnesium
Saponine sind in den Wurzeln, Blättern und grünen Blütenkelchen enthalten, weswegen die Blüten mit den grünen Kelchen gesammelt werden sollen. Hierin ist auch Vitamin C enthalten.
In den gelben Blüten sind u.a. Flavonoide enthalten.
Standort
- krautreichen Laub- und Auwälder
- steile Hänge und in Bergwiesen
- liebt feuchte, nährstoff- und basenreichen Böden.
- ist eine Zeigerpflanze für Lehm.
Wirkung
- beruhigend
- blutreinigend
- harn- und schweißtreibend
- herzstärkend
- schmerzstillend
- u.a. schleimlösend
- verdauungsfördernd
- äußerlich: hautbleichend
Zu verwendende Teile
Für den Hausgebrauch vor allem die Blüten mit den Kelchen, da hier eine Überdosierung kaum möglich ist. Blätter und Wurzel sparsam verwenden oder auf Präparate aus der Apotheke zurückgreifen. Die Wirkung von Saponinen schwankt zwischen heilend bis giftig und ist abhängig von der Dosis. In zu hoher Dosierung können sie hämolytische Eigenschaften haben und die roten Blutkörperchen auflösen (!).
Verwechslung & Schutz
Die Hohe Sclüsselblume (Primula elatior) kann mit weiteren Schlüsselblumenarten verwechselt werden, zum Beispiel der Echten Schlüsselblume (Primula veris), Schaftlose Primel (Primula acaulis) oder dem Aurikel (Primula auricula).
Die Hohe Schlüsselblume und die Echte Schlüsselblume können volksheilkundlich gleichsam verwendet werden. In Salzburg sind die alle oben genannten Arten, mit Ausnahme des Aurikels nicht geschützt. Das Aurikel ist eine typische Alpenpflanze und genießt im Land Salzburg vollkommenen Schutz und darf weder gepflückt, noch ausgegraben werden.
In Deutschland stehen alle genannten Schlüsselblumenarten unter Schutz. Sie lassen sich jedoch auch gut im Garten kultivieren. Generell sollte man sich über die jeweiligen regionalen Schutzbestimmungen informieren.
Hohe Schlüsselblume (Primula elatior), "Waldschlüsselblume" versus Echte Schlüsselblume (Primula veris), Wiesenschlüsselblume
Unterscheidung der beiden Arten
Die Hohe Schlüsselblume wird auch als Waldschlüsselblume bezeichnet, im Gegensatz zur Echten Schlüsselblume, die Wiesen- oder Arznei-Schlüsselblume genannt wird. Beide Schlüsselblumen sind zwar in Wäldern beziehungsweise an Lichtungen und Waldrändern zu finden, aber während die Hohe Schlüsselblume feuchtere Standorte bevorzugt, die gerne auch schattig sein dürfen, mag es die Echte Schlüsselblume lieber trocken und etwas lichter. Wir finden sie daher auch auf trockenen Wiesen und Halbtrockenrasen. Arznei-Schlüsselblume wird die Hohe Schlüsselblume genannt, weil sie die eigentliche Heilpflanze ist. Die Hohe Schlüsselblume kann jedoch genauso genutzt werden. Ich bevorzuge die Hohe Schlüsselblume aus dem Grund, da sie in meiner Gegend deutlich häufiger anzutreffen ist als die Echte Schlüsselblume.
Die beiden Schlüsselblumenarten haben eiförmig, runzelig behaarte Blätter, lassen sich aber gut an ihren Blüten unterscheiden. Die Blüten der Hohen Schlüsselblume sind blassgelb mit einem etwas dunklerem gelben Ring, während die der Echten Schlüsselblume kräftig gelb sind und orangefarbene Saftmale besitzen. Diese Farbmuster auf den Blütenblättern weisen den Blütenbesuchern übrigens den Weg zum Nektar. 🐝 Die Blüten der Echten Schlüsselblume sind darüber hinaus wohlriechend, sie duften honigartig.
Die Hohe Schlüsselblume blüht von März bis Mai, die Echte Schlüsselblume blüht teilweise sogar bis in den Juni hinein.
Aurikel (Primula auricula), "Frühblümchen"
Das Aurikel (Primula aurícula ist ausschließlich in den europäischen Alpen und in Alpennähe zu finden und wird auch “Frühblümchen” genannt. Sie wächst nur auf kalkhaltigen Böden und ist oft an steilen Grashängen und auf kalkhaltigen Felsen zu finden. Sie hat also einen ganz anderen Standort als die anderen hier vorgestellten Schlüsselblumen. Auch an ihren Blättern ist sie deuutlich zu unterscheiden, Diese sind nämlich nicht, wie bei den anderen Arten runzelig, sondern blaugrün, mehlig bereift und fleischig mit einem knorpeligen Rand. Aus der Volksheilkunde sind die Verwendung gegen Frostbeulen und zur Wundheilung bekannt. Das Aurikel ist jedoch vollständig geschützt und darf weder gepflückt noch ausgegraben werden.
Früher haben junge Burschen ihren Angebeteten gerne ein Sträußchen gepflückt. Dies war jedoch ein ebenso schwieriges wie gefährliches Unterfangen, denn das Aurikel wächst oft an steilen Felswänden. Verletzungen und tödliche Unfälle waren nicht selten. Wer es schaffte, konnte sie seiner Auserwählten als Zeichen unermesslicher Liebe überreichen und so manche eine konnte hiermit vielleicht doch überzeugt werden. In der Schweiz hat das dem Aurikel wahrscheinlich auch den Namen “Fräuli-Schlössli” eingebracht.
Schaftlose Primel (Primula acaulis), "Erd-Primel"
Die schaftlose Primel hat im Gegensatz zu den anderen hier beschriebenen Schlüsselblumenarten deutlich gedrungener mit nur 5-15 cm Wuchshöhe und besitzt keinen entwickelten Blattstängel und nur einen sehr kurzen Blütensteil (Schaft). Die Blüten sind mit bis zu 3 cm größer als bei den anderen aufgeführten Arten, meist schwefelgelb mit orangen Flecken zum Blütenschlund hin.
Die Schaftlose Primel blüht von März bis April und nur sehr kurz. Das ursprüngliche Verbreitungsgebier ist das südliche und westliche Europa, in Mitteleuropa ist sie seltener und in Deutschland ist sie geschützt, in Salzburg nicht.
Sie gedeiht auf frischem, kalkarmen, humosen, gerne etwas beschatteten und lehmigem Boden. So wächst sie zum Beispiel entlang von Bächen, in Gebüschen, Obstgärten und lichten, feuchten Laubwäldern. Sehr häufig ist sie bei uns in Parks und Gärten anzutreffen und verwildert recht leicht. Oft bildet sie flächige Teppiche. Das ist ein richtiges Blütenmeer im zeitigen Frühling! Ich sehe sie wirklich oft in den Rasenflächen der Gärten in Salzburg.
Die Schlüsselblume als Insekten-Pflanze
Für Insekten bietet die Schlüsselblume süßen Nektar, allerdings nur für langrüsslige Arten, zu denen einige Hummeln und natürlich auch Schmetterlinge zählen. Diese bestäuben die Blüten, während kurzrüsslige Arten die Blütenröhre an der Seite aufbeißen und den Nektar stehlen, denn für die Schlüsselblume hat dies keinen Nutzen.
Auch Käfer mögen die Schlüsselblumen. Bevor man die Blüten verwendet, sollte man sie auf einem Geschirrhangerl auslegen, um die kleinen, schwarzen Käferchen entkommen zu lassen.
REZEPT: Schmerzlindende Tinktur bei Rheuma und Migräne
wildemoehre Die Schlüsselblume blüht im Frühling und ist eine hübsche Insektenpflanze mit Heilwirkung. Aus der Volksheilkunde sind verschiedene Verwendungen bekannt, unter anderem eine schmerzlindernde Tinktur, die bei Migräne und Rhemaschmerzen, aber auch bei Husten verwendet werden kann, denn die Schlüsselblume enthält auch schleimverflüssigende Saponine […] Rezept druckenZutaten
- 1/3 Schlüsselblumenblüten, ggf. auch ein wenig Wurzel
- 2/3 Wodka oder Korn 38% Vol.
Und so geht’s
- Blüten mit Kelchen von den Stängeln zupfen, die grünen Blütenkelche mit einem Messer klein schneiden, Blüten nicht zerkleinern.
- Beides locker in ein Schraub- oder Apothekerglas füllen, ggf. noch etwas zerkleinerte Wurzel hinzufügen.
- 1 Woche lang bei Zimmertemperatur und lichtgeschützt ziehen lassen, mindestens 1x täglich schwenken.
- Nach einer Woche abseihen und in eine Braunglastropfflasche füllen.
Kurz notiert
Anwendung: Bis zu 3x täglich 20-30 Tropfen in warmem Wasser verdünnt einnehmen. Anwendung ist auch bei Husten möglich und kann mit Thymian, zum Beispiel als Tee oder Tinktur oder Sirup kombiniert werden.
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Ich freue mich, wenn das für euch interessant war. Habt eine feine Frühlingszeit und lasst euch doch ein wenig von den zarten Himmelsschlüsseln verzaubern. Alles Liebe!
Eure Wilde Möhre
Fotos: ©Silja Parke
1 comment
Hallo
Vielen Dank für das Rezept.
Kann man statt frischen auch getrocknete Blüten nehmen?
Danke