Wer einen Walnusslikör ansetzen möchte, der merke sich die Zeit um Johanni vor. Wenn die Früchte der Walnuss grün, von innen weich und noch nicht verholzt sind, dann ist die richtige Zeit für den herrlichen “Nocino”.
Grüne Walnüsse...
Speise der Götter
Walnussbäume sind mächtige Bäume von ausladender Größe. Ihr majestätischer Habitus kann beeindrucken. Diese Verehrung lässt sich auch von ihrem botanischen Namen “Juglans regia” ableiten. “Juglans” ist aus dem Lateinischen und kommt von “Jovis glandis”, was “Jupiters Eichel bedeutet. “Regia” hingegen heißt soviel wie königlich. Walnüsse galten in der Antike als eine sehr edle Nahrung, sie waren den Mächtigen vorbehalten. Im alten Griechenland war die Walnuss die “Speise der Götter”. Jupiter, der Göttervater, war ein sehr starker und potenter Gott, ihm wurden viele Liebesaffären nachgesagt. Vielleicht war es die Walnuss, die ihm seine Stärke und Manneskraft verlieh. Sie gilt schon lange als ein Fruchtbarkeitssymbol und wir wissen, dass die Walnuss konzentrationsfördernd, leistungssteigernd und nervenstärkend wirkt. Denn sie ist reich an ungesättigten Fettsäuren, die Herz und Gefäße schützen, an Eiweißen, Vitaminen (vor allem B-Vitamine und Vitamin E, stabilisierend für Nerven und Psyche sowie für glänzende Haare und strahlende Haut) sowie an Mineralstoffen (u.a. Magnesium, Fluor und Kalzium für Stabilität, starke Knochen und Zähne sowie Cholin und Lecithin für das Gehirn).
Die unreife Nuss
Im Juni, wenn die Nuss grün, etwa so groß wie eine Zwetschge und von innen noch weich, saftig und nicht verholzt ist, dann ist die Zeit geeignet, um die unreife Frucht für die Verarbeitung zum Likör und Magenbitter zu ernten. Normalerweise ist das um die Zeit der Sommersonnenwende bzw. Johanni herum, deswegen werden die Früchte auch “Johannisnüsse” genannt. Natürlich sollte klar sein, dass wir dabei behutsam vorgehen, denn schließlich wollen wir ja auch noch reife Früchte ernten. Manchmal schüttelt der Wind ohnehin unreife Früchte zu Boden, sie lassen sich prima auflesen und verwerten. Die unreife Frucht der Walnuss gilt in der Volksheilkunde als Tonikum für die Verdauungsorgane und als Mittel bei Magenerkrankungen. Sie verfügt über reichlich Gerbstoffe, Flavonoide und andere Stoffe, wie ätherische Öle, Phenolcarbonsäuren, u.a. Salicylsäure und so weiter. In alkoholischer Form sollen die Kräfte der Walnuss dem Körper gut zugeführt werden können. Unser “Nocino” ist also nicht nur lecker, sondern auch noch nützlich. Das nenne ich die perfekte Verbindung.
Rezept "Sonnwend-Nocino" - Selbst angesetzter Wanusslikör
Selbstgemachter Walnusslikör für Genießer
wildemoehre Wer einen Walnusslikör ansetzen möchte, der merke sich die Zeit um Johanni vor. Wenn die Früchte der Walnuss grün, von innen weich und noch nicht verholzt sind, dann ist die richtige Zeit für den herrlichen “Nocino” […] Rezept druckenZutaten
- 1 großes, weithalsiges und verschließbares Glas
- 1 Liter Wodka
- 15 grüne Walnüsse
- 2 Trockenfeigen
- 1 TL Fenchelsamen
- 4 Gewürznelken
- 3 Kapseln Kardamom
- 1 Sternanisfrucht
- 1 Zimtstange
- 1/2 Vanilleschote
- Schale einer unbehandelten Orange
- optional 50-150 g brauner Kandiszucker
Und so geht’s
- Die grünen Walnüsse sowie die Trockenfeigen vierteln. Für die Walnüsse Handschuhe anziehen, da sich die Finger sonst braun verfärben.
- Die geviertelten Walnüsse sowie die Trockenfeigen in ein weithalsiges Glas füllen.
- Fenchel, Kardamom und Sternanis im Mörser anquetschen und zu den Walnüssen und Feigen geben.
- Gewürznelken, Vanillemark, Zimtstange und Orangenschale hinzufügen.
- Mit Wodka auffüllen und verschließen.
- An einem warmen Ort, nicht in der Sonne, vier Wochen extrahieren und gelegentlich schwenken (wichtig!).
- Wenn sich der Ansatz schön braun gefärbt hat, kann er abgeseiht und abgefüllt werden.
- Optional für einen Likör noch Kandiszucker hinzufügen und warten, bis er sich aufgelöst hat.
Kurz notiert
Für einen richtigen Magenbitter sollte auf Zucker verzichtet werden. Man kann ach dem Abseihen einen Teil mit Zucker versetzen und einen Teil ohne Zucker belassen. So hat erhält man einerseits ein gutes Hausmittel und andererseits einen schmackhaften Likör. Als Magenbitter 15 Minuten vor dem Essen ein Stamperl trinken oder akut bei Völlegefühl, Blähungen und leichten Verdauungsbeschwerden einnehmen. Am besten schmeckt der Ansatz, wenn man ihn nach dem Abseihen noch weiter ruhen lässt. Mit der Zeit wird er immer milder und runder. Den Likör passt übrigens auch gut zu Desserts, zum Beispiel als feines Aroma für Tortenfüllungen, Cremedesserts oder als “I-Tüpfelchen” zum Vanilleeis, Nusseis und zu Beerenfrüchten.
Lasst es euch gutgehen und bleibt gesund! Prost und alles Liebe
Eure Wilde Möhre
Fotos: ©Silja Parke
3 comments
Mich würde noch interessieren, was du mit den abgeseihten Walnüssen machst. In Italien ist es üblich, diese als Nascherei zu verwahren …ich habe sie dort selber genießen dürfen.
Oh, bisher habe ich sie nicht weiter verwendet. Aber es wäre natürlich toll! Werden die Nüsse dann noch mit Zucker eingekocht?
Herzliche Grüße
Silja
Hallöle Silja – bin eben auf dein Rezept gestossen , das ist ja interessant mit diesen vielen Gewürzen und den Tipp, ohne Zucker anzusetzen. Ist für nächstes Jahr notiert.
Auf deine Seite bin ich gestossen, weil ich auf der Suche war, wie jemand den Trester , wie von missSmith geschreiben, weiterverwendet.
Ich mache schon jahrelang Noceler, allerdings gezuckert, mit Nußstückchen so geviertelt wie bei dir. Den Trester habe ich noch. Habe immer wieder daran genascht – HICKS! Ist schon ein zukopfsteigender nachtisch! Klar Zucker und Alkohol!
Und dieser Jahr dachte ich mir: mach mehr daraus: also in den Mixer -gabs leider immernoch “harte” Stückchen- dann mit Fertigmohn, Zitronat, Zimt, Ei und Haferflocken ( und zB mit Rumrosinen uä) auf eine streichfähige Konsistenz gebracht und auf fertigen Blätterteig aus gestrichen, zu Hörnchen gerollt und gebacken – Sehr Lecker! vielleicht könntest du dies in deinem Rezept auch noch vermerken, daß man den Trester nicht wegwerfen sollte. Ist ja praktisch genauso wie der Likör gesund. Viel Spaß noch in der Küche. LG