Nun ist es soweit, nach den Walderdbeeren sind auch die Felsenbirnen reif. Aus ihnen lässt sich ein herrlicher Likör herstellen. Das feine Tröpfchen kommt ganz schlicht ohne eine Vielzahl von Zutaten aus. Nur eine feine Zimtnote verleiht ihm das gewisse Etwas und macht ihn zum perfekten Begleiter, vor allem zu herbstlichen und winterlichen Desserts, zu Kaffee und Kuchen. Aber auch jetzt im Sommer ist er zur leichten Biskuitrolle oder zum Vanilleeis ein Genuss. Die Früchte können geerntet und verarbeitet werden, wenn sie eine Farbe, wie reife Pflaumen angenommen haben. Auch der Likör bekommt eine tief rote Farbe und der Geschmack hat ein wenig etwas mit reifen Pflaumen gemein. Er gehört zu meinen beliebtesten Likören und findet alljährlich großen Anklang bei Freunden und in der Familie. Ich selbst bin der absolute Likörfan, seitdem ich meine Liköre selber mache. Was gibt es Schöneres, als sich die Schätze der Natur direkt auf den Tisch und ins Glas zu holen?
Das Pflücken hat etwas Meditatives. So dauert es ein Weilchen, bis sich eine Schüssel gefüllt hat. Zeit, sich fernab von digitalen Medien und Büro ein wenig mit der Natur zu verbinden und zu erden.
Wenn die rot-violetten Beeren in Fülle reif am Strauch hängen, sind wir Sammler jedoch nicht die einzigen Gäste. Es herrscht reger Verkehr. Vögel, wie Amseln, Drosseln und Stare laben sich an dem reichen Futterangebot. Deswegen sollten wir maßvoll vorgehen und den Tieren genug übrig lassen.
Oh Freude, oh Freude!
Wildobst vor der Haustür - die Felsenbirnen sind reif...
Felsenbirne
Felsenbirnen (Alemanchier) sind sommergrüne kleine Bäume und Sträucher. Hauptsächlich sehen wir die Felsenbirnen als Zierpflanzen in den Gärten und Parkanlagen. Viele gehen an der Felsenbirne vorbei oder haben sie im Garten und wissen gar nicht, dass die Früchte der Felsenbirne essbar sind. Der lateinische Name unserer heimischen Felsenbirne “Alemanchier ovalis” (Echte oder Gewöhnliche Felsenbirne) ist keltisch-gallischen Ursprungs und bedeutet “Äpfelchen” oder “Mispeln”. Der Volksmund nennt sie auch “Felsenmispel” oder “Edelweißstrauch”. Die Namen “Felsenbirne” und “Felsenmispel” beziehen sich auf den natürlichen Standort. Sie liebt trocken-warme und lichte Felsgebüsche, Kalk, Fels, Föhrenwälder und Südlagen. Auch unzugängliche Felswände besiedelt die Felsenbirne, das hat sie wohl mit dem Alpen-Edelweiß gemein. Der Name “Edelweißstrauch” soll sich aber doch eher auf die großen, weißen, sternförmigen Blüten der Felsenbirne beziehen. Zierarten gibt es jede Menge und so ist die Felsenbirne auch wirklich eine schöne Zierde für den Garten. Angefangen mit wunderschönen Blüten, schenkt sie köstliche Früchte und im Herbst zauberhaft gefärbte Blätter, die von grün, gelb bis tiefrot oft alle Farben enthalten.
In unserer Volksheilkunde kommt die Felsenbirne eigentlich nicht vor, sie wird eher fürs Kulinarische genutzt. Hier sind aber gute Vitamin- und Mineralstofflieferanten.
Weitere Arten mit essbaren Früchten
Es gibt eine Vielzahl von Felsenbirnen-Arten. Viele stammen aus Nordamerika und sind bei uns als Zierpflanzen eingebürgert worden, da sie auch unter unseren klimatischen Bedingungen unkompliziert wachsen und noch dazu recht hübsche Gehölze sind. Grundsätzlich sind die Felsenbirnenfrüchte essbar. Sie unterscheiden sich aber in der Größe und im Geschmack. Manche sind mehr und manche weniger schmackhaft, Zu den häufig anzutreffenden Arten in unseren Parks und Gärten zählen u.a.
- Kanadische Felsenbirne (Amelanchier canadensis)
- Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii)
- Erlenblättrige Felsenbirne (Amelanchier alnifolia)
- Kahle Felsenbirne (Amelanchier laevis)
Jahreszyklus des aparten Strauches – Blüte – Frucht – Herbstlaub…
Achtung bei den Kernen (!)
Die Felsenbirne ist ein Rosengewächs. Deren Kerne enthalten oft Glykoside, die beim Zerkauen Blausäure abspalten. Ein übermäßiger Verzehr kann daher zu Unwohlsein, Magen- und Darmbeschwerden bzw. zu Vergiftungen führen. Das Problem besteht nur beim Zerkauen bzw. wenn die Kerne aufgeweicht oder mechanisch zerstört werden. Unzerkaute Kerne werden einfach wieder ausgeschieden. Das passiert übrigens auch, wenn sie von Vögeln gefressen werden. So tragen die Vögel wunderbar zur Verbreitung des Strauches bei und haben selbst auch noch etwas davon.
Beim Likör sind die cyanogenen Glykoside kein Problem, da die ganzen Früchte im Alkohol ausgezogen werden und die Felsenbirnenkerne nur eine geringe Konzentration aufweisen.
Wenn Ihr eine Marmelade oder ein Gelee aus den Felsenbirnen machen wollt, streicht die Früchte hierfür einfach durch ein feines Sieb, so dass die Kerne hierin zurückbleiben. Auf jeden Fall solltet ihr sie nicht mit den Kernen pürieren.
Beim Essen der rohen Früchte einfach nicht die Kerne zerbeißen, sondern schlucken. In üblichen Mengen ist das gar kein Problem.
Mit der Birne hat sie nur entfernt zu tun
Eine Birne ist die Felsenbirne botanisch gesehen übrigens nicht. Beide Gattungen – Birne (Pyrus) und Felsenbirne (Alemanchier) -gehören aber zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und zur Unterfamilie der Kernobstgewächse (Pyrinae).
Das Gewürz Zimt wird aus der getrockneten Rinde verschiedener Zimtbäume gewonnen. Es werden in der Regel zwei verschiedene Zimtsorten angeboten – Ceylon-Zimt (Cinnamomum verum) und Cassia-Zimt (Cinnamomum cassia). Die Zimtstangen werden aus abgeschälten und zusammengerollten Rindenstücken vom Zimtbaum gemacht. Sie können gut zum Aromatisieren sowie zum Mitkochen oder Mitbraten verwendet werden.
Ceylon-Zimt
süßlich-herb mit Nelkenaroma (Eugenol)
Ceylon-Zimtstangen erkennt man an ihrer hell- bis gelbbraunen Farbe. Sie enthalten bis zu zehn Lagen feinster, innerer Bastschichten, die meistens von beiden Seiten aufgerollt sind. Sie haben einen süßlich-herb-holzigen Duft mit feinen Noten von Gewürznelken und Zitrusschalen. Im Ceylon-Zimt ist übrigens Eugenol enthalten, das für das Nelkenaroma von Gewürznelken verantwortlich ist und auch in unserer Nelkenwurz vorkommt, weswegen sie früher als Nelkenersatz verwendet wurde.
Cassia-Zimt
süßlich-bitter und feurig mit weitaus mehr Cumarin
Cassia-Zimt duftet intensiver, feuriger, mit süßlich-bitteren Anklängen von Bittermandel. Welcher Zimt gewählt wird, ist Geschmackssache. Für meinen Likör habe ich Cassia verwendet. Man sollte aber wissen, dass Cassia einen deutlich höheren Gehalt an Cumarin (bis zu 400mal höher als Ceylon-Zimt) besitzt. Cumarin, das auch unserem Waldmeister den typischen Duft verleiht, gilt in größeren Mengen als gesundheitsschädlich. In geeigneten Dosierungen wird Cumarin aber eine entzündungshemmende, gewebsentwässernde und lymphflussanregende Wirkung zugeschrieben. Waldmeister kommt daher bei Hämorrhoiden und Venösen Erkrankungen zum Einsatz. Auch herrlich entspannend ist Cumarin, allein schon der Duft nach frisch gemähtem Heu! So sind Waldmeister und der ebenfalls Cumarin enthaltende Steinklee beliebt für Duftkissen, aber auch als Tee oder in der Teemischung ein Beruhigungsmittel. Bei Überdosierung von Cumarin können Kopfschmerzen auftreten, deswegen für die Maibowle nicht mehr als 3 Gramm frisches Kraut pro Liter verwenden! In großen Mengen kann es durch das Cumarin als Gerinnungshemmer auch zum Abbau roter Blutkörperchen kommen. Zu lange Einnahme kann zu passageren Leberschäden führen. Als Gewürz wird Zimt daher maßvoll verwendet. Das reicht auch vollkommen aus, da er ein intensives Aroma hat und sonst leicht zu intensiv werden kann.
Lieblings-Felsenbirnenlikör
wildemoehreNun ist es soweit, nach den Walderdbeeren sind auch die Felsenbirnen reif. Aus ihnen lässt sich ein herrlicher Likör herstellen. Das feine Tröpfchen kommt ganz schlicht ohne eine Vielzahl von Zutaten aus […]
Rezept druckenZutaten
- 500 g Felsenbirnenfrüchte
- 250 g Brauner Kandiszucker
- 1 Zimtstange
- 1 Liter Wodka 38% oder ein anderer Ansatzalkohol deiner Wahl
- Ich persönlich verwende sehr gerne Wodka zum Ansatz von Likören, da dieser sehr geschmacksneutral ist.
Und so geht’s
Alle Zutaten in einem verschließbaren Glas ansetzen. Likör mindestens 6 Wochen an einem zimmerwarmen Ort, nicht unter direkter Sonneneinstrahlung, ausziehen lassen. Durch ein feines Sieb, ein Leinentuch oder einen Kaffee- oder Milchfilter abseihen, in saubere Flaschen füllen und dann noch einige Wochen ziehen und reifen lassen. Wenn der Likör weich und rund ist, könnt ihr ihn genießen.
Prost und alles Liebe!
Eure Wilde Möhre
Fotos: ©Silja Parke; Fotos u.a. (Felsenbirnenblätter) entsprechend der Verzichtserklärung Creative Commons CC0 von der kostenlosen Bilddatenbank Pixabay entnommen
6 comments
Der Likör klingt ja lecker! Bisher habe ich die Felsenbirnen immer nur so genascht und mag sie sehr gerne. Das mit den Kernen wird schon nicht so schlimm sein, hoffe ich. Gerade diese leichte Bittermandelnote finde ich lecker. Dieses Jahr hängen die Sträucher bei uns so voll, dass ich schon überlegt habe, sie zu verarbeiten. Dank für den Tipp!
Liebe Grüße,
Miri
Hallo liebe Miri, nein, beim ganz normalen Naschen vom Strauch ist das nicht schlimm. Man sollte nur die Kerne zum Beispiel nicht mitpürieren, sondern die Früchte vorher durch ein Sieb streichen. Durch Hitzeeinwirkung verflüchtigt sich die Blausäure jedoch auch. Ich wünsche dir viel Freude beim Verarbeiten deiner Felsenbirnen. Eine Marmelade unter Zugabe von etwas Apfel und Birne ist übrigens auch lecker. Du hast aber auch eine sehr schöne Seite mit tollen Rezepten. Da muss ich auch mal stöbern. 🙂 Alles Liebe! Silja
Hallo Miri, beim Likör wird die Blausäure in den Kernen durch Diffusion raus gezogen und bildet in Verbindung mit dem Alkohol das krebserregende Ethylcarbamat.
Ich selbst habe dieses Jahr zum fünften Mal in Folge Felsenbirne-Johannisbeerlikör angesetzt, sehr lecker, aber ich bin nun nach einiger Recherche verunsichert, ob ich lieber darauf verzichten sollte.
Viele Grüße, Thomas
Hallo lieber Thomas, ich persönlich glaube, dass in den kleinen Mengen, in denen man den Likör verzehrt, kein Schaden zu erwarten ist, denn schließlich macht ja die Dosis das Gift. Wenn du absolut sicher gehen möchtest, kannst du die Felsenbirnen auch kurz kochen und durch die Flotte Lotte drehen und dann mit dem abgeseihten Fruchtmus den Likör ansetzen. Blausäure ist schon bei relativ geringer Temperatur flüchtig, beim Kochen verfliegt sie und bei dieser Variante sind dann sogar die Kerne raus. Liebe Grüße von der Wilden Möhre Silja
[…] Hinweis zu den Kernen, die cynogene Glykoside enthalten, habe ich für euch schon einmal in einem Blogbeitrag inklusive Felsenbirnenlikörrezept […]
Hallo, danke für das Rezept Felsenbirnen mit Wodka, schmeckt echt lecker… wie lange ist er haltbar und wie muss ich den Likör aufbewahren.