Plötzlich sind sie wieder da. Überall an den Wegrändern und vor den Häusern erinnern die strahlend weißen Blütenstände des Holunders wieder daran, dass es mit großen Schritten auf den Sommer zu geht. Während die Holunderbüsche oft ganz unscheinbar in Gesellschaft mit anderen Sträuchern in den Hecken stehen, sind sie jetzt nicht mehr zu übersehen. In diesen Tagen hat der Holunder, abgesehen von der Reife seiner Beeren, seinen großen Auftritt. Viele ziehen jetzt los, um seine Blüten einzusammeln. Ihre Verwendung ist so vielseitig und ihr unverwechselbares Aroma könnte nicht besser in diese frühsommerliche Zeit passen. In den kommenden Tagen werdet ihr in meinem Blog lesen, was ich so alles mit den Holunderblüten anstelle. Heute geht es erst einmal um den Holunder und die Sommersonnenwende. Passend dazu zeige ich euch ein köstliches Rezept für eine “Sonnenwendmilch”. Sie ist mein absolutes “Favourite” in den letzten Tagen… Sommer, Sonne, Sonnenwendmilch… einfach zurücklehnen und genießen!
Der Holler - ein traditionelles "Sonnenwendkraut"
Zugegeben, die Sommersonnenwende ist erst am 21. Juni und das ist noch ein Weilchen hin, aber andererseits ist die Vegetation in diesem Jahr schon sehr zeitig dran und so steht der Holler jetzt in voller Blüte. Im alten Brauchtum spielen magische und heilkräftige Pflanzen eine wichtige Rolle. Der Holunder ist eines der traditionellen Sonnenwendkräuter. Heutzutage ist der Holunder allerdings an den meisten Orten um Johanni schon verblüht. Dies zeigt unter anderem, wie sich das Klima im Laufe der Zeit verändert hat. Die Phänologie, die sich mit den im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Entwicklungserscheinungen in der Natur beschäftigt, konnte bereits im 20. Jahrhundert feststellen, dass die Vegetationsphasen immer früher einsetzen. Die Blüte des Schwarzen Holunders, des Weißdorns und des Klatschmohns sind Zeiger für den Frühsommer und fielen bisher in den Juni. An vielen Orten fällt der Beginn der Blütezeiten mittlerweile bereits in den Mai.
Am 21. Juni ist Sommersonnenwende. Noch immer brennen um Mittsommer vielerorts die “Johannisfeuer”. Feuer, Tanz, Opfer, Wasser, Schutz- und Heilkräuter waren früher wichtige Elemente der Jahreskreisfeste.
Die Natur ist auf ihrem Gipfel
Zur Sommersonnenwende erreicht das Jahr seinen Höhepunkt. Wir genießen dann das Licht, die Lebendigkeit und feiern den längsten Tag und die kürzeste Nacht im Jahr. Die Natur ist auf ihrem Gipfel und die Sonne hat im Jahreskreis ihren höchsten Stand erreicht. Draußen blüht und schwirrt es, die Blüten zeigen ihre prachtvollsten Kleider und locken damit die Bestäuber an. In der Tierwelt wird gebalzt und der jüngste Nachwuchs in all der Fülle groß gezogen und genährt. Wir Menschen tun es der Natur gerne gleich an diesen Tagen. Wir zeigen uns jetzt gerne der Außenwelt und schöpfen aus dem Füllhorn, das die Natur für uns bereithält. Früher wurden um Mittsommer herum übrigens viele Kinder gezeugt, denn diese kamen dann im Frühjahr zur Welt, wenn die schwere Zeit der winterlichen Entbehrungen vorbei war.
Perfekte Zeit zum Sammeln von Kräutern
Bei Trockenheit ist die Sommersonnenwende die perfekte Zeit zum Sammeln von Kräutern. Da die Natur auf ihrem Höhepunkt ist, haben auch die Kräuter ihre höchste Kraft. Früher galten Pflanzen, die am Johannistag genau zum Läuten der Mittagsstunde gesammelt wurden als besonders heilkräftig. Manchmal wurden Kräuterbüschel auch kurz in die Flammen des Sonnenwendfeuers gehalten und dann zu Hause für Heilzwecke aufbewahrt. Denn man glaubte, dass das Feuer die Heilkraft noch steigerte. Traditionelle Sonnenwend-Kräuter sind zum Beispiel der Beifuß (Artemisia vulgaris), das Johanniskraut (Hypericum perforatum) und unser Holunder (Sambucus nigra).
Hollerküchlein - Traditionelles Gebäck am Johannistag
Wenn die Frauen an Johanni hinaus zogen um heilkräftige Pflanzen und Teekräuter zu sammeln, war auch der Holunder dabei. Johanni wurde sogar als „Holdertag“ bezeichnet. Holler-Küchlein, die traditionell an Johanni gebacken und gegessen wurden, sollten, so glaubte man damals, das ganze Jahr hindurch vor Krankheiten schützen.
Kaum ein sagenumwobeneres Kraut
Kaum eine andere Pflanze ist so sagenumwoben wie der Holler. In vorchristlicher Zeit galt der Holunderbaum als heilig. Bei den nordeuropäischen Völkern glaubte man, in ihm wohne die Göttin Holda (auch Holla, Hulla oder Freya), welche die Menschen vor Unglück beschützte. Sie wachte über Haus, Hof und Äcker und begleitete die Menschen bei Geburt, Ehe und Tod. Deshalb war es früher üblich, einen Holunderbusch in der Nähe des Hauses zu haben, das können wir auch heute noch oft beobachten, insbesondere bei Bauernhöfen finden wir häufig noch den Holunder am Haus. Der Holunder gab den Menschen Heilmittel, Schutz und Nahrung und er gehört zu den Pflanzen, die naturgemäß gerne in und um menschliche Besiedlungen herum wachsen, denn der Holunder liebt nährstoffreiche Standorte. Man findet ihn oft in Gesellschaft mit der Brennnessel. Früher glaubte man, dass im Holunderbusch die verstorbenen Seelen beziehungsweise die guten Geister wohnen. Durch den Holunder waren die Ahnen also immer ganz nahe und man konnte sich mit ihnen verbinden. Schwangere Frauen gingen deswegen zum Holunder, um dort ihre Babies zu beseelen. Auch um die Ahnen anzurufen, ihnen zu danken und Rituale abzuhalten, ging man zum Holunder oder um Krankheit, wie beispielsweise Zahnschmerzen loszuwerden. Wenn der Holunder vorm Haus einging, war das ein schlechtes Zeichen, es bedeutete, dass Krankheit und Tod ins Haus standen. Deswegen wurde der Holunderbusch gehegt und gepflegt.
Der Holler als Liebesorakel
Auch allerlei Liebes- und Orakelzauber wurde mit dem Holler getrieben. Junge Frauen, die sich einen Partner wünschten, baten den Hollerbaum in der Johannisnacht ihnen ihren zukünftigen Liebsten im Traum erscheinen zu lassen. Ein Hinweis darauf, dass die Zeit um Johanni auch für unsere Vorfahren die fruchtbarste Zeit war, gibt der Spruch: „Auf Johanni blüht der Holler, da wird die Liebe noch doller.“
Früher galt der Hollerbusch als heilig. es war üblich, ihn in der Nähe des Hauses zu haben.
Eine der ältesten Heilpflanzen
Der Holunder ist wohl eine der ältesten Heilpflanzen. Noch heute wird ein Tee aus seinen Blüten gerne als schweißtreibendes und schleimlösendes Mittel bei fiebrigen Erkältungen, Husten und Schnupfen verwendet. Die vitaminreichen Früchte wirken kräftigend, müssen aber erhitzt werden, weil sie roh leicht giftig sind.
Infused Water mit Holunderblüten: Herrliches Aroma & unverwechselbarer Geschmack des Frühsommers!
Im Sommer liebe ich es, mein Wasser mit den zarten Blüten zu aromatisieren. Dazu gebe ich die Blüten mit etwas Eis, Limetten oder Zitrone in eine weithalsige Flasche, je nach Geschmack auch ein paar Gurkenscheiben dazu. Die perfekte Erfrischung für einen heißen Tag! Und nicht nur Wasser lässt sich herrlich mit den Blüten aromatisieren, versucht es doch mal mit Milch – eisgekühlt ein absoluter Genuss an warmen Tagen!
Rezept: Sonnenwendmilch
“Das Auge trinkt mit”. Darum serviere ich die Holunderblüten-Sonnwendmilch gerne in schönen Gläsern, garniert mit Blüten. Besonders gut schmeckt die Milch an heißen Tagen gekühlt und in Kombination mit Erdbeeren oder Walderdbeeren. Für diejenigen, die nicht so einen großen Aufwand betreiben wollen: Einfach ein bis zwei Holunderblütenstände kopfüber in ein Glas Milch hängen. Nach ein paar Stunden ist das Aroma perfekt und kann nach Gusto auch noch mit Honig gesüßt werden, muss aber gar nicht. Ich ziehe mir die Blüten auf diese Weise oft über Nacht aus, gebe am Morgen noch Erdbeeren dazu und habe dann einen super schönen Frühstücks-Drink, der einfach nur glücklich macht! Die Blüten müssen nach dem Auszug aus der Milch entfernt werden und sollen nicht gegessen werden, da Holunder in allen Teilen mehr oder weniger giftig ist. Blätter sind nicht zum Verzehr. Beeren werden unter Hitzeeinwirkung verarbeitet und Blüten nur nach Hitzeeinwirkung verzehrt (Hollerküchlein).Sonnenwendmilch
wildemoehre
Plötzlich sind sie wieder da. Die strahlend weißen Blütenstände des Holunders erinnern wieder überall daran, dass es mit großen Schritten auf den Sommer zu geht. In den nächsten Tagen verrate ich euch im Blog, was ich so alles mit den hübschen Blüten anstelle. Heute geht es erst einmal um den Holunder und die Sommersonnenwende. Ihr findet auch ein köstliches “Sonnenwendmilch”-Rezept […]
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Zutaten
Und so geht’s
Kurz notiert
Viel Freude beim Ausprobieren und genießt diese schöne Zeit…
Alles Liebe!
Eure Wilde Möhre
Fotos: ©Andreas Thomasser, ©Silja Parke, Sonnenuntergang entsprechend der Verzichtserklärung Creative Commons CC0 von der kostenlosen Bilddatenbank Pixabay entnommen
2 comments
Die Sonnenwendmilch sieht sehr lecker und besonders aus! 🙂 Werde ich mal ausprobieren
Oh, das ist sie auch! Viel Freude damit! 🙂 Und noch ein kleiner Tipp… jetzt, wo der Holunder nicht mehr blüht, schmeckt die Milch auch sehr gut mit Mädesüßblüten aromatisiert. Alles Liebe von der Wilden Möhre!