Heute stehen wir wieder bei strahlend blauem, wolkenlosen Himmel auf, den ich so sehr mit Portugal verbinde. Als ich vor dreizehn Jahren ein halbes Jahr an der Algarve verbracht habe, hat mich dieser Himmel stets begleitet. Auf unserem Programm steht heute nach dem Frühstück ein Ausflug zum Parque Natural do Sudoeste e Costa Vicentina.
Wir sind heute an der Praia do Malhão, nördlich der Stadt Vila Nova de Milfontes. Uns fällt sofort auf, dass die ganze Anlage sehr gepflegt ist. Von den Parkplätzen bis hin zu den wunderschönen Holzstegen und Treppen hinunter zum weißen und fast menschenleeren Sandstrand. Ein handgemaltes Schild weist darauf hin, dass kein Müll auf den Strand oder ins Meer geworfen werden soll: “Ruiniert nicht diese Welt und denkt an eure Zukunft!”
Der Naturpark Sudoeste erstreckt sich von der westlichen Algarve um das Cabo de São Vicente (der südwestlichste Zipfel Europas) über 80 km Küstenlinie bis hin zur südlichen Algarve. Auch die Unterwasserzone und das Tal sowie die Mündung des Flusses Mira, an dem wir gestern gewesen sind, gehören bis zu 2 km Küstenentfernung zu dem Park.
In dem Areal des Naturparks Sudoeste gibt es sehr viele verschiedene Biotope und besondere Tiere und Pflanzen. Von der Hochebene des südlichen Vicentino mit kalkhaltigen Böden und trockenen und heißen Bereichen über die Küstenhochebene mit Dünen- Heide- und Feuchtgebieten, bis hin zu den Küstengebirgen und Schluchten mit dicken Bäumen und Sträuchern. Hier an der Praia do Malhão wechseln sich lang ausgedehnte, weiße Strände, die wegen den Winden, die das Klima der Region bestimmen und den hohen Wellen, bei Surfern beliebt sind, mit Dünen- und Strauchlandschaften sowie mit zerklüfteten Felslandschaften und Steilfelsen ab. Einfach wunderschön!
Der Parque Natural do Sudoeste e Costa Vicentina ist eine Mischung aus mediterraner, nordatlantischer und nordafrikanischer Vegetation. Unter den 750 Arten, die hier zu finden sind, gibt es ca. 100 endemische, also einheimische Arten, die typisch für hier sind und sich in ihrer Verbreitung nur auf einen relativ kleinen und abgegrenzten Raum beschränken. Im Park gibt es einige geschützte Arten und es soll sogar 12 Arten geben, die sonst nirgendwo auf der Welt vorkommen.
Zu den endemischen Arten gehören z.B. Pflanzen, wie die Zistrosen, bestimmte Flockenblumen, Blausterne oder Wegericharten. Zu den besonderen Tieren zählen Fischadler und Weißstörche. Die Costa Vicentina ist die einzige Stelle weltweit, in der Störche in den Klippen am Meer nisten und der Fischotter hat hier einen seiner letzten natürlichen, marinen Lebensräume Europas. Das alles macht den Parque Natural do Sudoeste e Costa Vicentina nicht nur sehr sehenswert für Pflanzen- und Naturbegeisterte wie uns, sondern zieht auch Biologen und Zoologen aus vielen Teilen der Welt an. Wir fühlen uns heute einmal wieder wie in einem kleinen Paradies auf Erden. So schön zu sehen, dass es diese Paradiese noch gibt und etwas für ihre Erhaltung getan wird.
Nach unserer kleinen botanischen Exkursion zieht es uns ans Meer. Die Brandung ist so hoch, dass wir uns mal lieber nicht wagemutig in die Fluten stürzen. Wir warten bis die Brandung zu uns heranrollt und uns erfrischt. Jetzt haben wir Zeit für Erholung, zum Plaudern, die Gedanken treiben lassen, zum Spazieren und für eine Abkühlung.
Zum Mittagslunch, das wir wieder von Isabel und Tomás mitbekommen haben, suchen wir uns ein schattiges Plätzchen, danach wollen wir uns noch die Steilfelsen genauer anschauen.
Alles Liebe
Eure Wilde Möhre
Fotos: ©Andreas Thomasser, ©Silja Parke