Tag 6 unserer Portugalreise – Parque Natural do Sudoeste e Costa Vicentina – 06. Mai 2017

by wildemoehre

Heute stehen wir wieder bei strahlend blauem, wolkenlosen Himmel auf, den ich so sehr mit Portugal verbinde. Als ich vor dreizehn Jahren ein halbes Jahr an der Algarve verbracht habe, hat mich dieser Himmel stets begleitet. Auf unserem Programm steht heute nach dem Frühstück ein Ausflug zum Parque Natural do Sudoeste e Costa Vicentina.

Strahlend blauer Himmel und wolkenloser Himmel. Es verspricht ein wundervoller Tag zu werden!
Praia do Malhão im Parque Natural do Sudoeste an der wunderschönen Costa Vicentina

Wir sind heute an der Praia do Malhão, nördlich der Stadt Vila Nova de Milfontes. Uns fällt sofort auf, dass die ganze Anlage sehr gepflegt ist. Von den Parkplätzen bis hin zu den wunderschönen Holzstegen und Treppen hinunter zum weißen und fast menschenleeren Sandstrand. Ein handgemaltes Schild weist darauf hin, dass kein Müll auf den Strand oder ins Meer geworfen werden soll: “Ruiniert nicht diese Welt und denkt an eure Zukunft!”

Wunderschöne und gepflegte Anlage...
...mit Stegen und Treppen aus Holz
Hinweisschild mit der Bitte keinen Müll am Strand zu lassen oder ins Meer zu werfen: "Ruiniert nicht diese Welt, denkt an eure Zukunft"!
Über die Stiege geht es hinunter zum traumhaft schönen Strand
Fast menschenleer zu dieser Jahreszeit

Der Naturpark Sudoeste erstreckt sich von der westlichen Algarve um das Cabo de São Vicente (der südwestlichste Zipfel Europas) über 80 km Küstenlinie bis hin zur südlichen Algarve. Auch die Unterwasserzone und das Tal sowie die Mündung des Flusses Mira, an dem wir gestern gewesen sind, gehören bis zu 2 km Küstenentfernung zu dem Park. 

Die Küstenlinie des Parque Natural do Sudoeste erstreckt sich von der Westalgarve bis zum südlichen Alentejo über eine Länge von ca. 80 km
Knospen der wunderschönen Welwitsch-Grasnelke (Ameria welwitschii), die hier auf den Dünen und an den Steilhängen wächst

In dem Areal des Naturparks Sudoeste gibt es sehr viele verschiedene Biotope und besondere Tiere und Pflanzen. Von der Hochebene des südlichen Vicentino mit kalkhaltigen Böden und trockenen und heißen Bereichen über die Küstenhochebene mit Dünen- Heide- und Feuchtgebieten, bis hin zu den Küstengebirgen und Schluchten mit dicken Bäumen und Sträuchern. Hier an der Praia do Malhão wechseln sich lang ausgedehnte, weiße Strände, die wegen den Winden, die das Klima der Region bestimmen und den hohen Wellen, bei Surfern beliebt sind, mit Dünen- und Strauchlandschaften sowie mit zerklüfteten Felslandschaften und Steilfelsen ab. Einfach wunderschön!

Dünen an der Praia do Malhão
Mit Anlauf die Dünen hinunter
Den warmen Sand unter den Füßen spüren... herrlich!
Yeeeih! Sonne, Strand, Meer und Sommerfeeling!
Typische Zwergstrauch-Vegetation. Wir nehmen alles unter die Lupe und sammeln Kräuter für Tee-, Gewürz- und Räuchermischungen
Steilfelsen mit Mittagsblumenbewuchs
Der Wind bläst und die Gischt klatscht gegen die steilen Felsen
Mutige Klippenangler stehen überall an den steilen Felsvorsprüngen
Und noch einer wagt sich bis an den Abgrund

Der Parque Natural do Sudoeste e Costa Vicentina ist eine Mischung aus mediterraner, nordatlantischer und nordafrikanischer Vegetation. Unter den 750 Arten, die hier zu finden sind, gibt es ca. 100 endemische, also einheimische Arten, die typisch für hier sind und sich in ihrer Verbreitung nur auf einen relativ kleinen und abgegrenzten Raum beschränken. Im Park gibt es einige geschützte Arten und es  soll sogar 12 Arten geben, die sonst nirgendwo auf der Welt vorkommen.

Strandwinde (Calystegia soldanella) aus der Gattung der Zaunwinden ist weltweit an den Meeren verbreitet
Die Stranddistel (Eryngium maritimum) ist ein Doldenblütler und auch unter dem Namen "Meer-Mannstreu" bekannt
Nizza-Mauerpfeffer (Sedum sediforme) aus der Familie der Dickblattgewächse kommt außer in den südlichen Ländern Europas auch in Vorderasien und Nordafrika vor
Wir gehen in die Dünen, hinein in die Strauchlandschaft, entfernen uns ein wenig vom Strand...
...staunen, schnuppern und zupfen... der Rosmarin duftet herrlich intensiv!
Strandschneckenklee wächst als Polster auf den Dünen
Strandschneckenklee (Medicago marina), eine Unterart vom Schneckenklee. Die Pflanzengattung Medicago umfasst mehr als 80 Arten
Strand-Meerviole ( Malcolmia littorea). Dieser Kreuzblütler ist im südwestlichen Mittelmeerraum bis auf die Kanaren verbreitet und besiedelt die Sandstrände der Küsten, vom Spülsaum bis in die Dünen
Küsten-Lichtnelke (Silene littorea), an den Küsten Westeuropas verbreitetes Leimkraut
Krähenfuß-Wegerich (Plantago coronopus ) oder auch Hirschhorn-Wegerich ist eine Salzpflanze, die in der Nähe der Küsten Europas ubnd in Asien vorkommt. Er zeigt einen geringen bis mäßigen Salzgehalt an und kommt in Deutschland durch den Einsatz von Streusalz sogar an Autobahnen vor.
Papaver somniferum subsp. ist eine Unterart des Schlafmohns. Die Samen des Schlafmohns werden als Nahrungsmittel oder zur Ölgewinnung verwendet. Der weiße Milchsaft enthält Alkaloide, zu denen u.a. das schmerzstillende Morphin zählt.
Calendula suffruticosa subsp. algarbiensis ist eine Unterart der Ringelblume, sie hat viel kleinere Blüten...
...aber der Fruchtstand verrät uns eindeutig, dass es sich um eine Ringelblume handelt
Der Kaplöwenzahn (Arctotheca calendula) ist in Südafrika heimisch, wo er an Küsten und auf ruderalen Sandböden wächst. In Westeuropa ist der Neophyt eingebürgert.
Strand- oder Dünen-Wolfsmilch (Euphorbia paralias) ist eine salzliebende Pflanze (Halophyt). Sie wächst zumeist auf kleineren Dünen und ist vor allem im Mittelmeerraum verbreitet, kommt aber auch am Schwarzmeer westlich an der Atlantikküste vor.
Die Kugelkopf-Flockenblume ( Centaurea sphaerocephala) hat stachelige Körbchen, die fast an Kakteen erinnern. Sie wächst auf küstennahen Dünen und an sandigen Stellen vom westlichen Mittelmeergebiet bis nach Italien.
Sodomsapfel (Solanum linnaeanum)...
...eindeutig ein Nachtschattengewächs aber viel größer als der Bittersüße Nachtschatten aus unseren Gärten...
...mit tomatengroßen Früchten
...und stacheligen Blättern und Stängeln. Der Neophyt ist im südlichen Afrika heimisch.
Rotfrüchtiger oder auch Phönizischer Wacholder (Juniperus turbinata), ein im Mittelmeerraum heimisches Zypressengewächs, das starke ätherische Öle enthält und sowohl in Strauch- als auch in Baumform vorkommt. In der seltenen Baumform kann er bis zu acht Metern Wuchshöhe erreichen.

Zu den endemischen Arten gehören z.B. Pflanzen, wie die Zistrosen, bestimmte Flockenblumen, Blausterne oder Wegericharten. Zu den besonderen Tieren zählen Fischadler und Weißstörche. Die Costa Vicentina ist die einzige Stelle weltweit, in der Störche in den Klippen am Meer nisten und der Fischotter hat hier einen seiner letzten natürlichen, marinen Lebensräume Europas. Das alles macht den Parque Natural do Sudoeste e Costa Vicentina nicht nur sehr sehenswert für Pflanzen- und Naturbegeisterte wie uns, sondern zieht auch Biologen und Zoologen aus vielen Teilen der Welt an. Wir fühlen uns heute einmal wieder wie in einem kleinen Paradies auf Erden. So schön zu sehen, dass es diese Paradiese noch gibt und etwas für ihre Erhaltung getan wird. 

Linaria bipunctata subsp. glutinosa gehört zu den Leinkräutern und ist eine endemische Pflanze Kontinentalportugals
Anchusa undulata subsp. granatensis ist eine Unterart der Gemeinen Ochsenzunge und eine endemische Pflanze der Iberischen Halbinsel

Nach unserer kleinen botanischen Exkursion zieht es uns ans Meer. Die Brandung ist so hoch, dass wir uns mal lieber nicht wagemutig in die Fluten stürzen. Wir warten bis die Brandung zu uns heranrollt und uns erfrischt. Jetzt haben wir Zeit für Erholung, zum Plaudern, die Gedanken treiben lassen, zum Spazieren und für eine Abkühlung.

Rasten am Meer...
Relaxen...
Spazierengehen...
und Badespaß inklusive...
Zwei Turteltäubchen... äh... na ja... -möwen...
...und Ablug

Zum Mittagslunch, das wir wieder von Isabel und Tomás mitbekommen haben, suchen wir uns ein schattiges Plätzchen, danach wollen wir uns noch die Steilfelsen genauer anschauen.

Chillen nach dem Mittagslunch
und weiter geht's...
tolle Aussicht...
Über den von Welwitsch-Grasnelken und Mittagsblumen gesäumten Weg geht es zum Fels-Plateau
Essbare Mittagsblume (Carpobrotus edulis), auch Gelbe Mittagsblume, Pferdefeige, Hottentottenfeige oder Hexenfinger genannt. Die Früchte haben ein geleeartiges, süßsaures Fruchtfleisch und sind essbar. Sie werden u.a. zu Marmelade verarbeitet und der Saft und das Mark der fleischigen Blätter wird zur Reinigung von Wunden und als Mittel bei Ohren- und Zahnschmerzen verwendet.
Die pinkfarbenen Mittagsblumen sind die gleiche Art (Carpobrotus edulis), die Kronblätter färben sich im Laufe des Alterungsprozesses von gelb zu pink. Ursprünglich liegt das Verbreitungsgebiet in Südafrika. Die Carpobrotus edulis ist aber in vielen Teilen der Welt insbesondere in feuchten Berg- und Küstenregionen eingebürgert.
Kugelpolstervegetation bei kleinen Sanddünen hinterhalb der Felsklippen
Da wird doch gleich mein Interesse geweckt... sieht aus wie eine Wilde Möhre...
...ist auch eine! Sie wächst viel niederer, schmiegt ihre Blattrosette dicht an den Boden und ist insgesamt viel derber als unsere Wilde Möhre (Daucus carota). Kein Wunder bei diesen Lebensbedingungen! Die Sonne brennt auf die Felsen nieder und die meiste Zeit ist die Möhre starken Winden ausgesetzt! Es handelt sich um einen Halophyten, eine Salzpflanze und ist eine Unterart der Daucus carota, die Daucus carota ssp. halophilus.
Oh, wen haben wir denn da? Auch die Eidechse scheint sich von der Wilden Möhre angezogen zu fühlen.
Karges Klippenplateau. Die Pflanzen sind hier rauem Wetter und starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt, sie reagieren mit fleischigen, wasserspeichernden oder mit sehr kleinen, zähen und ledrigen Blättern.
Steiles Felsplateau. Hier oben tummeln sich viele Angler, die auf den Felsvorsprüngen stehen.
Auch einen Steinwälzer sehen wir am Abgrund stehen, er spürt versteckte Beute auf, indem er Steine, Muscheln oder Pflanzen umdreht, daher hat er sicher seinen Namen.
Auf dem Felsplateau finden wir eine Pflanze mit winzigen Blüten, die aussehen, wie kleine Mittagsblumen und tatsächlich handelt es sich um ein Mittagsblumengewächs. Es ist die Knotenblütige Mittagsblume (Mesembryanthemum nodiflorum).
Die kleinen Blüten der Knotenblütigen Mittagsblume erreichen nur einen Durchmesser von bis zu 1,5 cm. In der Trockenzeit ist die ganze Pflanze rot überlaufen, auch eine Strategie, sich vor Sonne und Austrocknung zu schützen.
Die Brandung klatscht gegen die Felsformationen in der Bucht
Langsam merken wir alle die Sonne brennen, der wir hier schutzlos ausgesetzt sind. Wir beschließen noch einen Abstecher in die naheliegende Stadt Vila Nova de Milfontes zu machen, bevor es wieder zurück in unser zauberhaftes Dias Distintos geht.
Vila Nova de Milfontes bedeutet "neues Dorf der tausend Quellen", es liegt direkt an der Mündung des Flusses Mira in den Atlantik.
Der Ort ist recht touristisch, hat aber auch ein paar hübsche Eckchen. Wir schauen in die kleinen Läden hinein, sitzen in einem Cafe und machen uns dann bald auf den Weg zurück in unsere Anlage.
Unser letzter Abend im Dias Distintos
Noch einmal gemeinsam an der langen Tafel speisen und uns von Isabels Kochkünsten verwöhnen lassen...
die Eindrücke der Reise nachwirken lassen...
plaudern...
...und sich einfach mal entspannt zurücklehnen
Schaut, schaut... die getrockneten Pflanzen auf unserem Büchertisch werfen Schatten auf unsere Papier-Sammeltütchen. Wie ein Scherenschnitt! Ein Vogel, der auf einem Zweig sitzt. Gute Nacht! Schlaft recht schön! Das war wieder ein wundervoller Tag. Schade, dass wir schon wieder heim müssen , gerade ist es so wunderbar.

Alles Liebe

Eure Wilde Möhre

Fotos: ©Andreas Thomasser, ©Silja Parke

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